Das Fett­ge­we­be ist eine an ver­schie­de­nen Stel­len des Kör­pers auf­tre­ten­de Form des Bin­de­ge­we­bes, die aus Fett­zel­len (Adi­po­zy­ten) auf­ge­baut ist. Grund­sätz­li­che Auf­ga­be der Fett­zel­le ist es, in ihrem Zell­leib sowohl Fett als auch Was­ser zu spei­chern und bei Bedarf wie­der frei­zu­ge­ben. Nach­dem dabei lan­ge Zeit nur zwi­schen zwei For­men des Fett­ge­we­bes mit unter­schied­li­chen Funk­tio­nen – dem wei­ßen und brau­nen Fett­ge­we­be – unter­schie­den wur­de, ist inzwi­schen auch eine drit­te Form des Fett­ge­we­bes – das so genann­te beige Fett­ge­we­be – ent­deckt wor­den, das eine Zwi­schen­stel­lung zwi­schen den zuvor genann­ten bei­den ein­nimmt.[1][2]

Wei­ßes Fett­ge­we­be

Wenn man von Fett­ge­we­be im mensch­li­chen Kör­per spricht, so ist fast immer das wei­ße Fett­ge­we­be gemeint, da es sehr viel häu­fi­ger als das brau­ne und beige vor­kommt.

Vor­kom­men und Auf­ga­ben

Ein­zel­ne oder Grup­pen von Fett­zel­len kön­nen fast über­all im Kör­per, ein­ge­la­gert in das locke­re Bin­de­ge­we­be, vor­kom­men. Im eigent­li­chen Fett­ge­we­be in bestimm­ten Kör­per­re­gio­nen dage­gen sind zahl­rei­che Fett­zel­len durch Bin­de­ge­we­be in Läpp­chen zusam­men­ge­fasst. Das Fett­ge­we­be ist immer gut mit Blut­ge­fä­ßen ver­sorgt.

Das wei­ße Fett­ge­we­be erfüllt ver­schie­de­ne Funk­tio­nen:

  • Spei­cher- oder Depot­fett: Lipi­de sind ener­gie­rei­che Ver­bin­dun­gen. Durch den hohen Fett­an­teil des Kör­pers hat der Mensch Reser­ven, um meh­re­re Wochen ohne Nah­rungs­zu­fuhr aus­zu­kom­men. Je nach Geschlecht und Ernäh­rungs­zu­stand macht das Depot­fett 10 % (Sport­ler, extrem schlan­ke Men­schen), 15–25 % (Nor­mal­ge­wicht), oder bis weit über 50 % (fett­lei­bi­ge Men­schen) des Kör­per­ge­wich­tes aus. Die Funk­ti­on als Depot­fett erfüllt vor allem das Fett­ge­we­be in der Unter­haut (Sub­ku­tis), hier haupt­säch­lich die Speck­schicht am Bauch und den Gesäß­ba­cken (aus­ge­präg­te Fett­de­pots), und am Bauch­fell.
  • Iso­lier­fett: Da Fett ein schlech­te­rer Wär­me­lei­ter als ande­re Gewe­be ist, eig­net es sich als Wär­me­däm­mung des Kör­pers. Es schützt vor allem auch das Fett (Speck­schicht) in der Unter­haut (sub­ku­ta­nes Fett) vor zu schnel­lem Wär­me­ver­lust. In der Unter­haut lie­gen etwa 65 % des Gesamt­fet­tes vor, der Rest liegt im Bauch­raum.
  • Bau­fett: Fett­ge­we­be dient an bestimm­ten Stel­len auch als mecha­ni­scher Schutz in Form eines dru­ckel­as­ti­schen Pols­ters (Cor­pus adi­po­sum): unter der Fuß­soh­le, an Gelen­ken (im Knie­ge­lenk als Hof­fa-Fett­kör­per), an der Wan­ge (Cor­pus adi­po­sum buc­cae, auch Bichat-Fett­pfropf), am Gesäß sowie als Organ­la­ger im Nie­ren­la­ger (Cap­su­la adi­po­sa), bei den Herz­kranz­ge­fä­ßen und unter dem Aug­ap­fel (Cor­pus adi­po­sum orbi­tae). Das Bau­fett wird bei Nah­rungs­man­gel erst als letz­te Reser­ve mobi­li­siert – hier­her rüh­ren die tie­fen, ein­ge­fal­le­nen Augen von Men­schen nach Hun­ger­ka­ta­stro­phen.
  • Stoff­wech­sel­or­gan: Das Fett­ge­we­be spielt eine wich­ti­ge Rol­le im Ener­gie­stoff­wech­sel durch Sekre­ti­on hor­mon­ar­ti­ger Sub­stan­zen.

An eini­gen Kör­per­stel­len ist das Unter­haut­fett­ge­we­be im Regel­fall nur sehr schwach aus­ge­prägt (Hand- und Fuß­rü­cken, Nase, Augen­lid, Lip­pe, Penis und Hoden­sack, klei­ne Scham­lip­pe sowie an der Ohr­mu­schel (aber nicht Ohr­läpp­chen)). Beson­ders aus­ge­präg­te Fett­de­pots befin­den sich als meh­re­re Zen­ti­me­ter dicke Schicht am Bauch und an den Gesäß­ba­cken. Die Dicke des Bau­ches sowie Form, Grö­ße und Gewicht der Gesäß­ba­cken wer­den dabei durch den Trai­nings­zu­stand der Mus­ku­la­tur und die Men­ge des ein­ge­la­ger­ten Fet­tes (Mast­fett) bestimmt, hän­gen also auch vom Ernäh­rungs­zu­stand ab. Die Men­ge des Depot­fet­tes beträgt bei Nor­mal­ge­wich­ti­gen etwa 15 kg bei Män­nern und etwa 15–20 kg bei Frau­en.[3]

Fett­zel­len (Adi­po­zy­ten) wer­den vom Kör­per zwar abge­baut, doch auch stän­dig wie­der durch neue ersetzt, wobei auch das intra­zel­lu­lä­re Fett einem stän­di­gen Aus­tausch unter­liegt. Durch Diä­ten kann daher zwar das im Fett­ge­we­be gespei­cher­te Fett, nicht jedoch das Fett­ge­we­be selbst abge­baut wer­den.[4]

Che­mi­sche Zusam­men­set­zung

Das Fett im mensch­li­chen Fett­ge­we­be setzt sich aus fol­gen­den Fett­säu­re­an­tei­len zusam­men: Ölsäu­re 42–51 %, Pal­mi­tin­säu­re 21–30 %, Pal­mi­tolein­säu­re und Stearin­säu­re (bei­de 5–8,5 %), Myris­t­in­säu­re (2–6 %). Das Ver­hält­nis von unge­sät­tig­ten zu gesät­tig­ten Fett­säu­ren beträgt etwa 60:40.[5]

His­to­lo­gi­sche Merk­ma­le

Uni­v­a­kuo­lä­re Adi­po­zy­ten im wei­ßen Fett­ge­we­be

Die Adi­po­zy­ten des wei­ßen Fet­tes sind recht gro­ße Zel­len (bis zu 100 µm), deren Zell­leib fast voll­stän­dig von einem gro­ßen Lipid­trop­fen aus­ge­füllt ist: Des­halb spricht man von uni­v­a­kuo­lä­ren Fett­zel­len. Der Kern ist durch die rie­si­ge Vakuo­le an den Rand gedrückt und abge­flacht, ande­re Zell­or­ga­nel­len oder viel Zyto­plas­ma sind meist nicht zu erken­nen (man spricht von Ähn­lich­keit mit einem Sie­gel­ring). Die Fett­va­kuo­le ist nicht, wie etwa Sekret­ves­ik­el, von einer Bio­mem­bran umge­ben, son­dern liegt „frei“ im Zyto­sol vor. Sie ist aller­dings von Inter­me­di­är­fi­la­men­ten umspon­nen, um sie zusam­men- und in Form zu hal­ten. Jeder ein­zel­ne Adi­po­zyt ist von einer Basal­la­mi­na und von reti­ku­lä­ren Fasern umge­ben, die die Zel­le auch unter gewis­ser Kraft­ein­wir­kung (sie­he Bau­fett) in Form hal­ten. Das wei­ße Fett­ge­we­be ist reich­lich durch Blut­ka­pil­la­ren ver­sorgt.

Das wei­ße Fett­ge­we­be erhält sei­nen Namen daher, dass in his­to­lo­gi­schen Stan­dard­prä­pa­ra­ten fast immer das Fett aus­ge­löst ist und die Zel­len daher völ­lig leer, das heißt unter dem Mikro­skop weiß, erschei­nen.

Mensch­li­ches Fett ist von der Kon­sis­tenz her eher ölig (hoher Gehalt an Ölsäu­re) und bei Kör­per­tem­pe­ra­tur halb­flüs­sig und inten­siv gelb.

Fett­spei­che­rung

Adi­po­zy­ten neh­men Fett­säu­ren aus dem Blut auf und syn­the­ti­sie­ren mit α‑Glycerophosphat (akti­vier­tes Gly­ce­rin) aus ihrem Stoff­wech­sel (Neben­weg der Glykoly­se) die Lipi­de, die in der Zel­le gespei­chert wer­den (Fett­säu­re­syn­the­se). Bei Bedarf kön­nen die Lipi­de wie­der in ihre Bau­stei­ne gespal­ten (Lipo­ly­se) und an das Blut abge­ge­ben wer­den, so dass ande­re Zel­len sie zur Ener­gie­ge­win­nung nut­zen kön­nen. Bei­de Vor­gän­ge, Lipo­ge­ne­se und Lipo­ly­se, wer­den unter ande­rem durch die Hor­mo­ne Insu­lin und Adre­na­lin beein­flusst.

Eine Ver­än­de­rung der gespei­cher­ten Fett­men­ge geschieht haupt­säch­lich durch die Ver­grö­ße­rung der gespei­cher­ten Men­ge in der ein­zel­nen Zel­le. Es kön­nen sich aber auch neue Fett­zel­len aus Stamm­zel­len bil­den.

Brau­nes Fett­ge­we­be

Die Auf­ga­be des brau­nen Fett­ge­we­bes ist die direk­te Erzeu­gung von Wär­me (Ther­mo­ge­ne­se) aus dem gespei­cher­ten Fett. Es ist im erwach­se­nen mensch­li­chen Kör­per nur an weni­gen Stel­len zu fin­den, kommt aber noch bei Säug­lin­gen vor oder bei Tie­ren, die Win­ter­schlaf hal­ten.

Die Zel­le des brau­nen Fett­ge­we­bes hat vie­le klei­ne­re Lipid­trop­fen und wird daher als plu­riv­a­kuo­lär bezeich­net. Zudem ist sie reich an Mito­chon­dri­en, die den größ­ten Teil der Ener­gie aus dem Fett­säu­re­ab­bau unter Mit­wir­kung von UCP‑1 (uncou­pling pro­te­in 1) direkt in Wär­me umwan­deln statt wie sonst in die ATP-Syn­the­se. Die brau­ne Far­be kommt von den mito­chon­dria­len Cytochro­men und von den Lipo­chro­men. Letz­te­re sind in den Fett­tröpf­chen gelöst. Brau­nes Fett­ge­we­be ist außer­dem stark kapil­la­ri­siert und wird von sym­pa­thi­schen Ner­ven­fa­sern dicht inner­viert. Die sym­pa­thi­schen Rei­ze sti­mu­lie­ren die Lipo­ly­se und den Fett­säu­re­ab­bau.

Bei Neu­ge­bo­re­nen nimmt das brau­ne Fett etwa fünf Pro­zent des Kör­per­ge­wichts ein und ist am Rücken und ent­lang der gro­ßen Blut­ge­fä­ße im Brust­korb kon­zen­triert. Säug­lin­ge sind aus ver­schie­de­nen Grün­den für Unter­küh­lun­gen emp­find­li­cher: Sie kön­nen nicht wie Erwach­se­ne mit Zit­tern der Ske­lett­mus­ku­la­tur reagie­ren und haben ein ungüns­ti­ges Ober­flä­chen-Volu­men-Ver­hält­nis, so dass die Wär­me­er­zeu­gung im brau­nen Fett lebens­wich­tig sein kann. Beim Erwach­se­nen ist das brau­ne Fett wei­test­ge­hend zurück­ge­bil­det, nur um die gro­ßen Arte­ri­en, im Media­sti­num, an den Nie­ren und unter den Ach­seln kön­nen sich noch Res­te fin­den.[6]

Bei­ges Fett­ge­we­be

Im Jahr 2009 berich­te­ten diver­se For­scher­grup­pen, dass im Kör­per von erwach­se­nen Pro­ban­den wei­te­re Antei­le von brau­nen Fett­zel­len ent­deckt wur­den.[2] Durch gene­ti­sche Ana­ly­sen stell­te sich im Jahr 2012[1] her­aus, dass es sich dabei um eine drit­te bis­her unbe­kann­te Art von Fett­zel­len han­delt. Die als „beige Fett­zel­len“ benann­ten Adi­po­zy­ten lie­gen dif­fus ver­teilt im wei­ßen Fett­ge­we­be und sind ähn­lich wie die brau­nen Zel­len reich an Mito­chon­dri­en. Der Haupt­un­ter­schied zum brau­nen Gewe­be besteht in der deut­lich nied­ri­ge­ren Kon­zen­tra­ti­on eines Akti­vie­rungs­pro­te­ins (UCP1), wel­ches benö­tigt wird, um Ener­gie umzu­set­zen. Es wird ver­mu­tet, dass beige Fett­zel­len durch bestimm­te Hor­mo­ne (z. B. Iri­sin) und äuße­re Ein­flüs­se (z. B. Käl­te) akti­viert wer­den kön­nen und dann ähn­lich wie das brau­ne Fett­ge­we­be an der Wär­me­pro­duk­ti­on des Kör­pers mit­wir­ken.[2] Eine exter­ne Akti­vie­rung der bei­gen Zel­len ist daher für die zukünf­ti­ge Behand­lung der Adi­po­si­tas von Inter­es­se.

Stamm­zel­len­ge­win­nung aus dem Fett­ge­we­be

Jahr­zehn­te­lang wur­den Stamm­zel­len vor­ran­gig aus Kno­chen­mark für medi­zi­ni­sche Zwe­cke extra­hiert. Die Grund­la­gen­for­schung für die­se neue Stamm­zel­len­ge­win­nung ist noch aus­bau­fä­hig, den­noch kön­nen aus dem Fett­ge­we­be mesen­chy­ma­le Stamm­zel­len iso­liert und wei­ter­ver­wen­det wer­den. Die Fett­stamm­zel­len (adi­po­se-deri­ved stem cells ASC) beinhal­ten vie­le mul­ti­po­ten­te Stamm­zel­len und die Gewin­nungs­me­tho­de ist scho­nen­der ver­gli­chen mit der Kno­chen­mark­spen­de.[7] In meh­re­ren euro­päi­schen Län­dern (bspw. Tsche­chi­en) wird die­se Metho­de schon ange­wen­det. Weil die­ses Ver­fah­ren in Deutsch­land unter das Gewe­be­ge­setz fällt und die Extrak­ti­on- und Wei­ter­ver­wen­dungs­me­tho­de als Arz­nei­mit­tel gilt, ist die behörd­li­che Geneh­mi­gung noch nicht abge­schlos­sen (Stand 2018).[8]

Sie­he auch

Lite­ra­tur

Wik­tio­na­ry: Fett­ge­we­be – Bedeu­tungs­er­klä­run­gen, Wort­her­kunft, Syn­ony­me, Über­set­zun­gen

Ein­zel­nach­wei­se

  1. a b Jun Wu, Pon­tus Boström u. a.: Beige Adi­po­cytes Are a Distinct Type of Ther­mo­ge­nic Fat Cell in Mou­se and Human. In: Cell. 150, 2012, S. 366, doi:10.1016/j.cell.2012.05.016.
  2. a b c Sabi­ne Kurz: Das neue Fett ist beige. Bild der Wis­sen­schaft, 13. Juli 2012, zuletzt abge­ru­fen am 9. Sep­tem­ber 2019.
  3. J. Fang­hä­nel, F. Pera, F. Ander­hu­ber u. a. (Hrsg.): Wal­dey­er Ana­to­mie des Men­schen. 17. Auf­la­ge. De Gruy­ter, Ber­lin 2003, ISBN 3–11-016561–9, S. 1222 (Vor­schau [abge­ru­fen am 20. Novem­ber 2011]).
  4. Das Behar­rungs­ver­mö­gen der Adi­po­zy­ten oder war­um alle Diä­ten ver­sa­gen. In: Deut­sches Ärz­te­blatt. 7. Mai 2008. (online) (Memen­to des Ori­gi­nals vom 27. Juni 2013 im Inter­net Archi­ve)  Info: Der Archiv­link wur­de auto­ma­tisch ein­ge­setzt und noch nicht geprüft. Bit­te prü­fe Ori­gi­nal- und Archiv­link gemäß Anlei­tung und ent­fer­ne dann die­sen Hin­weis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aerzteblatt.de
  5. K. J. King­s­bu­ry, S. Paul, A. Cross­ley, D. M. Mor­gan: The Fat­ty Acid Com­po­si­ti­on of Human Depot Fat. In: Bio­che­mi­cal Jour­nal. Band 78, März 1961, S. 543, PMC 1205373 (frei­er Voll­text) – (eng­lisch).
  6. D. Drenk­hahn (Hrsg.): Ana­to­mie. 16. Auf­la­ge. Band 1, Urban & Fisher, Mün­chen 2003, S. 127–128.
  7. Kuh­bier, J. W.; Weyand, B.; Sorg, H.; Rad­tke, C.; Vogt: Stamm­zel­len aus dem Fett­ge­we­be : Eine neue Res­sour­ce für die rege­ne­ra­ti­ve Medi­zin? Hrsg.: Der Chir­urg; Zeit­schrift für alle Gebie­te der ope­ra­ti­ven Medi­zen. 81. Auf­la­ge. Han­no­ver 2010, S. 826–832.
  8. J. Jobst: Stamm­zel­len aus Kno­chen­mark, Nabel­schur­blut oder Fett­ge­we­be. In: Kigo­ro­sa. Roman Safrei­der, 3. Okto­ber 2018, abge­ru­fen am 13. März 2019.