Klar hat Johanna da einen tollen Erfolg errungen! Besonders, da alle aufwändigen Diäten, unpraktischen Ernährungsumstellungen, täglicher Sport, all die teuren Schlankheitsmittelchen, die eklig schmeckenden Eiweißpulver oder selbst drastisch wirkende Abführmittel und häufige Einläufe vorher nichts bei ihr genützt haben.
Wissenschaftlich ist es keine Frage, dass Abführmittel dabei helfen können, wirksam abzunehmen. Bereits der französische Arzt Guillaume Guelpa (1850–1930) propagierte zum Beispiel den drastischen Einsatz von Glaubersalz über Tage und viele Wochen, immer wiederholt. Undenkbar heute, seitdem klar ist, wie gefährlich solche „Drastika“ sind. Und wie nachhaltig gesundheitsschädigend und sogar tödlich sie sein können. Das gilt für fast alle in der Apotheke frei verkäuflichen Abführmittel. Die Experten sprechen deshalb auch von einem lebensgefährlichen „Abführmittel-Mißbrauch“.
Wenn „Abnehmen mit Abführmittel“ aber grundsätzlich funktioniert, wie kann es dann wirksam und trotzdem sicher im Alltag umgesetzt werden??? Ganz einfach, indem kein chemisches Abführmittel verwendet wird. Sondern ein wirksames „Präbiotikum“. Also ein Stoff, der unsere Gesundheit und Heilung unterstützt, indem er unsere „guten“ Darmbakterien füttert. Und dies tut nachweislich das pflanzliche Inulin, ein Präbiotikum. Die hiermit erreichbare intensive Darmreinigung und Normalisierung der Darmfunktion verringert nachhaltig das Körpergewicht. Ganz ohne Chemie und gesundheitsgefährdende Nebenwirkungen!
Die blaue Wegwarte (Cichorium intybus), auch Zichorie genannt, ist eine wichtige Inulin-Lieferantin. Vielen ist die Wegwarte eher als bittere Heilpflanze oder als Kaffee-Ersatz bekannt und nicht als Lieferant des wirtschaftlich relevanten Zuckeraustauschstoffes und Nahrungsergänzungsmittels Inulin. Inuline sind Gemische aus Mehrfachzuckern (Polysacchariden), die aus Fruchtzucker-Molekülen (Fructose) kettenartig zusammengesetzt sind (Fructooligosaccharide). Sie dienen vielen Pflanzen als Energie-Reservestoff, vergleichbar mit pflanzlicher Stärke. Und: Wegwarten-Inulin kann beim Abnehmen helfen.
Für die menschliche Gesundheit spielen Inuline eine zunehmende Rolle, da sie höchst wertvolle Präbiotika sind. Also unverdauliche Nahrungsmittelbestandteile (Ballaststoffe), die im menschlichen Darm das Wachstum gesundheitsfördernder Bakterienstämme positiv beeinflussen (z. B. Bifidobakterien oder Laktobazillen). Mit der Erforschung des Darms, seiner Bakterien-Besiedlung und deren Bedeutung für die menschliche Gesundheit befassen sich Wissenschaftler aus der Mikrobiomforschung weltweit. In zahlreichen Studien konnten sie nachweisen, dass die Darmflora vorteilhafte Einflüsse auf zentrale Funktionen des menschlichen Organismus hat, zum Beispiel die Immunabwehr, grundlegende Stoffwechseltätigkeiten oder die Darmaktivität. Eine günstige Bakterien-Zusammensetzung der Darmflora, die durch ballaststoffreiche Ernährung oder Präbiotika gewährleistet wird, ist auch an einer verbesserten Kalziumaufnahme oder einem verringerten Krebsrisiko beteiligt, diskutieren Wissenschaftler derzeit.
Selbst das weltweit zunehmende Problem des Übergewichts („Adipositas-Epidemie“) hängt oftmals eng mit der Darmflora und ihrer fehlerhaften Zusammensetzung zusammen. Der Grund: Die menschliche Ernährung ist heute so ballaststoffarm wie noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Durch das Fehlen von Ballaststoffen erleiden viele unserer Darmbakterien aber dauernden Hunger. Um ihr Überleben zu sichern, senden sie dann Hungersignale direkt bis ins menschliche Gehirn. Die menschlichen „Wirte“ reagieren wie erhofft und essen mehr – nur leider weiterhin das Falsche, also ballaststoffarme Nahrung. Die heute übliche, moderne Nahrung mit ihren hohen Weissmehl‑, Zucker‑, Fett- oder Fleischanteilen macht die meisten Darmbakterien absolut nicht satt. Deshalb signalisieren sie – auch wenn „ihr Mensch“ reichlich isst und trinkt – weiterhin Hunger und setzen damit einen Teufelskreis in Gang, bei dem es allmählich zu Übergewicht kommt.
Die nachhaltige Nahrungsumstellung auf sehr ballaststoffreiche Ernährung ist aus ernährungsmedizinischer Sicht die sinnvollste Lösung. Doch eine solche Umstellung erscheint den meisten Menschen ziemlich radikal. Zum Beispiel kann der sinnvolle, reichliche Verzehr von viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und anderen ballaststoffreichen Nahrungsmittel wegen tief verwurzelter Essgewohnheiten von vielen Menschen kaum umgesetzt werden. Auch die anfänglich gesteigerte Darmaktivität nach einer solchen Ernährungsumstellung ist für viele inakzeptabel. Eine andere Möglichkeit, den geschilderten Teufelskreis zu durchbrechen, ist die tägliche Einnahme von pflanzlichem Inulin: Schon eine Inulin-Einnahme von nur wenigen Gramm am Tag sättigt die Darmbakterien so, dass sie keine Hungersignale mehr ans Gehirn senden. Zudem zeigen verschiedene Studien, dass Inulin als Fettersatz auch das Sättigungsgefühl beim Menschen erhöht – bei ansonsten gleich zusammen gesetzter Nahrung [1]. Die Einnahme von Inulin wirkt sich entsprechend positiv auch auf das Körpergewicht aus: In etlichen Studien fanden Wissenschaftler beispielsweise heraus, dass die längere Inulin-Einnahme bei übergewichtigen Menschen zu einem Gewichtsverlust führt [2]. Als eine Ursache werden vorteilhafte Auswirkungen auf die Steuerung von Appetit und Sättigungsgefühl unter anderem über das Hungerhormon Leptin angenommen [3].
Autorin
• Marion Kaden, MA, Berlin, 14. Januar 2016.
Bildnachweis
• Olly (fotolia.com, 140185286).
• Argus, 2017 (fotolia.com, 118389709).
Quellen
[1] Archer BJ, Johnson SK, Devereux HM, Baxter AL: Effect of fat replacement by inulin or lupin-kernel fibre on sausage patty acceptability, post-meal perceptions of satiety and food intake in men. Br J Nutr. 2004 Apr;91(4):591–9 (Kurzfassung: PMID).
[2] Parnell JA, Reimer RA: Weight loss during oligofructose supplementation is associated with decreased ghrelin and increased peptide YY in overweight and obese adults. Am J Clin Nutr. 2009 Jun;89(6):1751–9 (Kurzfassungen: DOI | PMID).
[3] Dewulf EM, Cani PD, Claus SP, Fuentes S, Puylaert PG, Neyrinck AM, Bindels LB, de Vos WM, Gibson GR, Thissen JP, Delzenne NM: Insight into the prebiotic concept: lessons from an exploratory, double blind intervention study with inulin-type fructans in obese women. Gut. 2013 Aug;62(8):1112–21 (Kurzfassungen: DOI | PMID).