Das Vis­ze­ral­fett (von latei­nisch vis­cera ‚die Ein­ge­wei­de‘), auch intraabdo­mi­na­les Fett genannt, bezeich­net das bei Wir­bel­tie­ren in der frei­en Bauch­höh­le ein­ge­la­ger­te Fett, das die inne­ren Orga­ne, vor allem des Ver­dau­ungs­sys­tems, umhüllt.[1] Zum Teil dient es dem mecha­ni­schen Schutz der inne­ren Orga­ne (Bau­fett). Es ist im Gegen­satz zum Unter­haut­fett­ge­we­be nicht sicht­bar (thin-out­side-fat-insi­de). Ab einer gewis­sen Men­ge Vis­ze­ral­fett ist das Bauch­vo­lu­men sicht­bar ver­grö­ßert. Das gesam­te Kör­per­fett dient dem Kör­per als Ener­gie­re­ser­ve bei Nah­rungs­man­gel.

Dia­gno­se

Als Maß für das Vis­ze­ral­fett dient der Bauch­um­fang. Man misst ihn zwei Quer­fin­ger ober­halb der Ober­kan­te des Becken­kamms. Bei Frau­en besteht ab einem Bauch­um­fang von 80 cm, bei Män­nern von 94 cm ein erhöh­tes Risi­ko für Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen wie Herz­in­farkt und Schlag­an­fall sowie für Dia­be­tes mel­li­tus Typ 2. Ab einem Bauch­um­fang von 88 cm (Frau­en) bzw. 102 cm (Män­ner) gilt das Risi­ko sogar als stark erhöht. Dies hängt mit der hohen hor­mo­nel­len Akti­vi­tät der Adi­po­zy­ten in die­sem Fett­ge­we­be zusam­men, die Ein­fluss auf Adi­po­ki­ne wie Interleukin‑6, Lep­tin, Plas­mi­no­gen-Akti­va­tor-Inhi­bi­tor-1, Angio­ten­sin, Resis­tin und Tumor­ne­kro­se­fak­tor alpha, sowie Adi­po­nek­tin hat.

Der Bauch­um­fang erlaubt eine ori­en­tie­ren­de Abschät­zung der sta­tis­ti­schen Risi­ko­er­hö­hung durch Über­ge­wicht und schwe­res Über­ge­wicht (Adi­po­si­tas), die mit dem Ver­hält­nis von Bauch zu Hüf­te gut kor­re­liert. Der erst seit Juli 2012 exis­tie­ren­de Body-Shape-Index (BSI oder auch ABSI) soll bes­ser als der Body-Mass-Index (BMI) Gesund­heits­ri­si­ken pro­gnos­ti­zie­ren, indem er das beson­ders schäd­li­che Bauch­fett mit in die Berech­nung ein­be­zieht. Das Ver­hält­nis zwi­schen Bauch­um­fang und Kör­per­grö­ße drückt die Waist-to-height ratio aus.

Dem Bauch­um­fang als Maß für das Vis­ze­ral­fett wird eine bes­se­re sta­tis­ti­sche Vor­her­sa­ge­ge­nau­ig­keit für das Erkran­kungs­ri­si­ko zuge­schrie­ben als dem Body-Mass-Index und dem Tail­le-Hüft-Quo­ti­ent.

Ursa­chen und Aus­wir­kun­gen

Ange­sichts der heu­ti­gen Über­ver­sor­gung mit Nah­rungs­mit­teln in den Indus­trie­staa­ten und eines zuneh­men­den Bewe­gungs­man­gels lagert der Kör­per bei fal­scher Ernäh­rung mehr Vis­ze­ral­fett ein als bio­lo­gisch sinn­voll ist (Vis­ze­ra­le Adi­po­si­tas). Dies geschieht ins­be­son­de­re bei Über­ge­wicht (Prä­adi­po­si­tas) oder Adi­po­si­tas (Fett­lei­big­keit) vom Apfel­typ, also dem männ­li­chen Fett­ver­tei­lungs­typ (der aber auch bei Frau­en vor­kommt), wäh­rend beim Bir­nen­typ, dem weib­li­chen Fett­ver­tei­lungs­typ, nicht das Viszeral‑, son­dern das Hüft­fett ver­mehrt ist.

Vis­ze­ral­fett tritt oft mit endo­kri­nen Stö­run­gen auf, ins­be­son­de­re erhöh­ten Kor­ti­sol- und Andro­gen-Kon­zen­tra­tio­nen bei Frau­en, nied­ri­ger Tes­to­ste­ron-Sekre­ti­on bei Män­nern sowie (bei Män­nern und Frau­en) nied­ri­gen Wachs­tums­hor­mon-Kon­zen­tra­tio­nen.[2]

Eini­ge Erkran­kun­gen oder Sym­pto­me, die mit Über­ge­wicht in Ver­bin­dung ste­hen, tre­ten gehäuft in Ver­bin­dung mit Vis­ze­ral­fett auf:

Sie­he auch

Ein­zel­nach­wei­se

  1. Kend­all Powell: Obe­si­ty: The two faces of fat. In: Natu­re 447, 2007, S. 525–527, PMID 17538594.
  2. Per Björn­torp (1996): The regu­la­ti­on of adi­po­se tis­sue dis­tri­bu­ti­on in humans. Int J Obes Relat Metab Dis­ord. 20(4): S. 291–302, PMID 8680455 (eng­lisch).
  3. Héc­tor F. Esco­bar-Mor­rea­le, José L. San Mil­lán: Abdo­mi­nal adi­po­si­ty and the poly­cy­stic ova­ry syn­dro­me. In: Trends in Endo­cri­no­lo­gy and Meta­bo­lism (TEM). Band 18, Nr. 7, Sep­tem­ber 2007, S. 266–272, doi:10.1016/j.tem.2007.07.003, PMID 17693095.
  4. Julia Bidder: Über­ge­wicht: So gefähr­lich ist Bauch­fett. In: Gesund­heit › Rat­ge­ber › Herz & Kreis­lauf › Risi­ko. 29. März 2016. Focus. Auf Focus.de, abge­ru­fen am 7. Sep­tem­ber 2022.