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Adi­po­si­tas­chir­ur­gie

Sche­ma­ti­sche Dar­stel­lung eines Magen­ban­des

Unter Adi­po­si­tas­chir­ur­gie oder baria­tri­scher Chir­ur­gie ver­steht man chir­ur­gi­sche Maß­nah­men (meta­bo­lisch-baria­tri­sche Ope­ra­tio­nen) zur Behand­lung der Adi­po­si­tas. Sie ist ein Spe­zi­al­ge­biet der Vis­ze­ral­chir­ur­gie und beschäf­tigt sich mit der chir­ur­gi­schen Ver­än­de­rung des Magen-Darm-Trak­tes. Ziel ist es, Men­schen mit krank­haf­tem Über­ge­wicht, bei denen her­kömm­li­che Maß­nah­men zur Gewichts­re­duk­ti­on nicht erfolg­reich waren, bei der Gewichts­ab­nah­me zu unter­stüt­zen. Sie stellt medi­zi­nisch das inva­sivs­te Mit­tel dar, um gegen krank­haf­tes Über­ge­wicht und des­sen Fol­ge­er­kran­kun­gen vor­zu­ge­hen. Nach einer adi­po­si­tas­chir­ur­gi­schen Ope­ra­ti­on muss der Betrof­fe­ne sich auf eine spe­zi­el­le, aus­ge­wo­ge­ne Ernäh­rung umstel­len. Durch die Gewichts­re­duk­ti­on kann eine deut­li­che Ver­bes­se­rung des all­ge­mei­nen Gesund­heits­zu­stan­des ein­tre­ten, da vie­le Fol­ge­er­kran­kun­gen eben­falls güns­tig beein­flusst wer­den.

Es gibt zahl­rei­che Ope­ra­ti­ons­ver­fah­ren, von denen in Deutsch­land vier als Stan­dard­ver­fah­ren aner­kannt sind und indi­vi­du­ell in Betracht kom­men: Magen­band, Schlauch­ma­gen, Magen­by­pass (Roux-Y-Magen-Bypass) und bili­o­pan­krea­ti­sche Diver­si­on mit Duo­den­als­witch (BPD-DS). Die­se Emp­feh­lun­gen stam­men aus der Medi­zi­ni­schen Leit­li­nie für die Chir­ur­gie der Adi­po­si­tas (soge­nann­te S3-Leit­li­nie[1]), wel­che von der Deut­schen Gesell­schaft für All­ge­mein- und Vis­ze­ral­chir­ur­gie e. V. (DGAV)[2] her­aus­ge­ge­ben wird und regel­mä­ßig an den Stand der medi­zi­ni­schen Erkennt­nis­se ange­passt wird.

Magen­band, Schlauch­ma­gen und Magen­by­pass ent­fal­ten ihre Wir­kung ganz maß­geb­lich, indem die Nah­rungs­zu­fuhr begrenzt wird (Restrik­ti­on). Eine Ein­schrän­kung der Auf­nah­me der Nah­rungs­in­halts­stof­fe durch den Kör­per (Mal­ab­sorp­ti­on oder Mal­re­sorp­ti­on) wird in ers­ter Linie bei der bili­o­pan­krea­ti­schen Diver­si­on mit oder ohne Duo­den­als­witch (DS) erreicht, zu einem gerin­gen Teil auch beim Magen­by­pass. Die mal­ab­sorp­ti­ven Tech­ni­ken ver­kür­zen (zusätz­lich zur Begren­zung der Nah­rungs­auf­nah­me) die Ver­dau­ungs­pas­sa­ge, sodass die Nah­rung schlech­ter ver­wer­tet wird. Sie sind tech­nisch auf­wän­di­ger und kom­pli­ka­ti­ons­be­haf­te­ter als die rein restrik­ti­ven Metho­den. Bei sehr stark über­ge­wich­ti­gen Pati­en­ten (BMI >60) wird daher eher ein restrik­ti­ver Ein­griff wie der Schlauch­ma­gen emp­foh­len.

Ande­re chir­ur­gi­sche Ver­fah­ren und Tech­ni­ken gel­ten im Moment (Dezem­ber 2011) als Außen­sei­ter­ver­fah­ren oder als expe­ri­men­tell und wer­den nur in Aus­nah­me­fäl­len durch­ge­führt.

Ein Magen­bal­lon gehört im enge­ren Sin­ne nicht zur Adi­po­si­tas­chir­ur­gie, son­dern ist nur als vor­be­rei­ten­des Ver­fah­ren für einen chir­ur­gi­schen Ein­griff in beson­de­ren Fäl­len akzep­ta­bel.

Die Ent­schei­dung zu einem adi­po­si­tas­chir­ur­gi­schen Ein­griff und die Wahl des Ope­ra­ti­ons­ver­fah­rens hängt von vie­len Fak­to­ren sowie von den per­sön­li­chen Wün­schen des Pati­en­ten ab. Die Bera­tung soll­te indi­vi­du­ell und gege­be­nen­falls wie­der­holt in einem ver­sier­ten Zen­trum erfol­gen. Seit Anfang 2010 wer­den in Deutsch­land Zen­tren für Adi­po­si­tas- und meta­bo­li­sche Chir­ur­gie von der Deut­schen Gesell­schaft für All­ge­mein- und Vis­ze­ral­chir­ur­gie (DGAV) als Referenz‑, Kom­pe­tenz- und Exzel­lenz­zen­tren (Frank­furt, Reck­ling­hau­sen) zer­ti­fi­ziert. Refe­renz­zen­tren müs­sen dabei eine beson­de­re Exper­ti­se auf dem Gebiet der Adi­po­si­tas­chir­ur­gie nach­wei­sen, Exzel­lenz­zen­tren dar­über hin­aus 350 Operationen/Jahr vor­neh­men und u. a. wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en betrei­ben.[3] Heu­te wer­den alle Pri­mär­ein­grif­fe lapa­ro­sko­pisch durch­ge­führt (sog. Schlüs­sel­loch-OPs, ope­riert wird unter Kame­ra­sicht über Instru­men­te, die durch klei­ne Schnit­te in die Bauch­höh­le ein­ge­bracht wer­den), was für den Pati­en­ten scho­nen­der und weni­ger kom­pli­ka­ti­ons­be­haf­tet ist (gerin­ge­re Gefahr von Wund­hei­lungs­stö­run­gen durch klei­ne­re Nar­ben). Mitt­ler­wei­le wur­den ers­te Ope­ra­tio­nen (Schlauch­ma­gen, Magen­band) auch in der soge­nann­ten NOTES- bzw. SILS-Tech­nik durch­ge­führt.

Vor­aus­set­zun­gen für eine chir­ur­gi­sche The­ra­pie gemäß S3-Leit­li­nie

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  • Body-Mass-Index > 40 oder BMI > 35 mit Begleit­erkran­kun­gen (Dia­be­tes mel­li­tus, Schlaf­apnoe, arte­ri­el­le Hyper­to­nie usw.).
  • Das Über­ge­wicht besteht seit mehr als 3 Jah­ren.
  • Lebens­al­ter zwi­schen 18 und etwa 65 Jah­ren.
  • Aus­ge­schöpf­te kon­ser­va­ti­ve Metho­den im Sin­ne eines mul­ti­mo­da­len The­ra­pie­pro­gramms über 6–12 Mona­te (Ernäh­rungs­be­ra­tun­g/-umstel­lung, Bewe­gungs­trai­ning, Ver­hal­tens­the­ra­pie); alter­na­tiv dazu: pri­mä­re Indi­ka­ti­on bei feh­len­der Erfolgs­aus­sicht wei­te­rer kon­ser­va­ti­ver The­ra­pien.
  • Kei­ne Psy­cho­se, Depres­si­on (reak­ti­ve Depres­sio­nen auf­grund des Gewich­tes aus­ge­nom­men).
  • Kei­ne Suchtsym­pto­ma­tik (wegen der evtl. Gefahr der Sucht­ver­la­ge­rung; kei­ne Alkohol‑, Tablet­ten- und Dro­gen­ab­hän­gig­keit).

Restrik­ti­ve Tech­ni­ken

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Restrik­ti­ve Ope­ra­tio­nen beschrän­ken die Kapa­zi­tät des Magens bei erhal­te­ner Ver­dau­ungs­leis­tung. Die Ergeb­nis­se sol­cher Magen­ver­klei­ne­rungs­ein­grif­fe sind sehr unter­schied­lich. Auch Pati­en­ten mit star­ker Adi­po­si­tas (BMI 50 und grö­ßer) haben damit schon in Aus­nah­men nor­ma­le BMI-Wer­te erreicht. Grob geht man im ers­ten Anlauf von etwa 60 % Erfolgs­quo­te aus. Das heißt nicht, dass die ande­ren 40 % nicht auch eine Abnah­me ver­zeich­nen, aller­dings bleibt die­se dann oft hin­ter den Erwar­tun­gen zurück. Mit Anstei­gen des BMI sinkt auch die Erfolgs­quo­te deut­lich. Die rein restrik­ti­ven Tech­ni­ken las­sen sich bewusst oder unbe­wusst über­lis­ten, indem die Pati­en­ten flüs­si­ge oder wei­che ener­gie­rei­che Lebens­mit­tel kon­su­mie­ren oder Mahl­zei­ten zeit­lich sehr stark aus­deh­nen. Es gibt der­zeit kei­ne zuver­läs­si­ge Mög­lich­keit, die Eig­nung eines Pati­en­ten für eine restrik­ti­ve Tech­nik vor der OP zuver­läs­sig zu über­prü­fen.

Der Magen­bal­lon ist ein Bal­lon, der über die Spei­se­röh­re ohne Ope­ra­ti­on in den Magen ein­ge­führt wer­den kann. Wenn sich der Bal­lon im Magen befin­det, wird er mit Was­ser oder Luft gefüllt, sodass der Magen­bal­lon den Magen weder durch die Spei­se­röh­re noch durch den Dünn­darm ver­las­sen kann. Durch den im Magen befind­li­chen Fremd­kör­per wird schon nach einer gerin­gen Nah­rungs­auf­nah­me der Magen als gefüllt emp­fun­den.[4]

Die Kos­ten des Magen­bal­lons lie­gen zwi­schen 2500 und 4000 € (je nach Kli­nik und Leis­tungs­um­fang).[5] Ein Magen­bal­lon soll­te maxi­mal sechs Mona­te im Magen ver­blei­ben, weil das Mate­ri­al mit der Zeit sprö­de wird und mit einem Defekt des Bal­lons gerech­net wer­den muss. Ein unbe­merk­ter Abgang von Res­ten des Magen­bal­lons kann zu Kom­pli­ka­tio­nen wie einem Darm­ver­schluss (Ileus) füh­ren. Gute Ergeb­nis­se las­sen sich errei­chen, wenn der Magen­bal­lon als unter­stüt­zen­de Maß­nah­me im Rah­men einer Ernäh­rungs­um­stel­lung genutzt wird. Aus die­sen Grün­den wird die­se Metho­de haupt­säch­lich bei Pati­en­ten ein­ge­setzt, deren gesund­heit­li­che Ver­fas­sung so schlecht ist, dass eine Voll­nar­ko­se zu risi­ko­reich wäre. Die­se Pati­en­ten­grup­pe kann mit Hil­fe des Magen­bal­lons abneh­men, um sechs Mona­te danach einen adi­po­si­tas­chir­ur­gi­schen Ein­griff zu bekom­men. In sol­chen Fäl­len kann auf Antrag auch die Kos­ten­über­nah­me durch die Kran­ken­kas­se erfol­gen.

Magen­band­an­la­ge in SILS-Tech­nik

Als hin­rei­chend erfah­ren in Bezug auf das Magen­band (eng­lisch gas­tric ban­ding) gilt ein Chir­urg, der 50 Ope­ra­tio­nen durch­ge­führt hat. Der Haupt­vor­teil des Magen­ban­des ist sei­ne prak­tisch voll­stän­di­ge Rever­si­bi­li­tät, das heißt, es kann auch wie­der ent­fernt wer­den. Ande­rer­seits kann ein sol­ches kör­per­frem­des Implan­tat prin­zip­be­dingt zu tech­ni­schen Pro­ble­men füh­ren (Lecka­gen des Schlauch­sys­tems, Pro­ble­me durch Infek­tio­nen oder Ver­wach­sun­gen außen am Magen), Ver­rut­schen (Slip­pa­ge), Vor­ma­gen­er­wei­te­rung (Pouch­di­la­ta­ti­on), Pro­ble­me im Bereich des Ports (Infek­tio­nen, Verrutschen/Drehen der Port­kam­mer, Abrei­ßen des Schlau­ches etc.). Die genann­ten Kom­pli­ka­tio­nen füh­ren im Lang­zeit­ver­lauf (10 Jah­re) in etwa 30–50 % der Fäl­le zu einer erneu­ten Ope­ra­ti­on, die in der Regel zur Magen­band­ent­fer­nung und Umwand­lung in einen Schlauch­ma­gen (slee­ve-Resek­ti­on) führt. Für den ope­ra­ti­ven Ein­griff selbst besteht ein sehr gerin­ges Kom­pli­ka­ti­ons­ri­si­ko (< 1 %), und die Ope­ra­ti­on kann grund­sätz­lich als ambu­lan­ter Ein­griff vor­ge­nom­men wer­den, sofern kei­ne beson­de­ren Kon­tra­in­di­ka­tio­nen bestehen.

Schlauch­ma­gen­re­sektat mit Volu­men­mes­sung

Gas­tro­plas­ti­ken

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Die Gas­tro­plas­ti­ken nach Mason oder Eck­hout gel­ten als ver­al­tet. Ähn­lich wie beim Magen­band wur­de auch bei einer Gas­tro­plas­tik ein klei­ner Vor­ma­gen (Pouch) durch Klam­mernäh­te gebil­det, der nur eine begrenz­te Nah­rungs­men­ge auf­neh­men konn­te und so schnel­ler ein Sät­ti­gungs­ge­fühl ent­ste­hen lässt. Die Klam­mernäh­te haben sich aber häu­fig gelöst, sodass der Effekt der Ope­ra­ti­on in vie­len Fäl­len wie­der auf­ge­ho­ben wur­de. Die­se Ope­ra­ti­on soll­te daher nicht mehr durch­ge­führt wer­den und fin­det sich daher auch nicht mehr in der S3-Leit­li­nie.

Der­zeit erlebt die Bil­dung eines Schlauch­ma­gens (Slee­ve-Resek­ti­on) inter­na­tio­nal einen enor­men Auf­schwung. Von der Häu­fig­keit des Ein­griffs liegt die Schlauch­ma­gen­ope­ra­ti­on mitt­ler­wei­le deut­lich vor dem Magen­by­pass (Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt 2012: Schlauch­ma­gen 3351 gegen­über 3157 Magen­by­pass-OPs). Dabei wird der Magen ent­lang der gro­ßen Kur­vat­ur rese­ziert, sodass ein schlauch­för­mi­ger Magen­rest (klei­ne Kur­vat­ur) ver­bleibt. Das resul­tie­ren­de Magen­vo­lu­men beträgt 100–150 ml. Der abge­trenn­te Magen­teil wird im Unter­schied zum Magen­by­pass ent­fernt. Die Näh­te die­ses Schlau­ches sind sehr anspruchs­voll und wer­den mit Klam­mer-Schnei­de­ge­rä­ten lapa­ro­sko­pisch vor­ge­nom­men. In erfah­re­nen Zen­tren liegt die Kom­pli­ka­ti­ons­ra­te unter 1 %.

Der Schlauch­ma­gen (Slee­ve) wur­de zunächst als ers­ter Schritt der Zwei-Schritt-Metho­de bei Pati­en­ten mit einem BMI von grö­ßer als 60 kg/m² gemacht. Als zwei­ter Schritt erfolgt etwa 1–2 Jah­re spä­ter und nach ent­spre­chen­der Gewichts­re­duk­ti­on die bili­o­pan­krea­ti­sche Diver­si­on nach Sco­pin­a­ro (BPD), die dann das Ziel­ge­wicht errei­chen soll. Vor­teil bei die­ser Zwei-Schritt-Metho­de ist die Ver­rin­ge­rung des Ope­ra­ti­ons­ri­si­kos, Nach­teil aber ist, dass hier zwei­mal ope­riert wer­den muss. Die Slee­ve-Gast­rek­to­mie ist aber inzwi­schen als allei­ni­ges adi­po­si­tas­chir­ur­gi­sches Ver­fah­ren aner­kannt. Die Gewichts­re­duk­ti­on beträgt im Durch­schnitt 70 % (Ver­lust des Über­ge­wichts) inner­halb der ers­ten 1 bis 2 Jah­re nach der Ope­ra­ti­on. Im Gegen­satz zum Roux-en-Y-Magen­by­pass wird der phy­sio­lo­gi­sche Weg in der Nah­rungs­pas­sa­ge nicht ver­än­dert und eine Endo­sko­pie des Schlauch­ma­gens ein­schließ­lich Duo­den­um ist mög­lich. Der dau­er­haf­te Bedarf an Vit­ami­nen und Mine­ra­li­en ist nur mit einer Sub­sti­tu­ti­on von Vit­amin B12 sicher­zu­stel­len.

Restrik­tiv-mal­ab­sorp­ti­ve Ver­fah­ren

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Roux-en-Y-Magen­by­pass

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Der Roux-en-Y-Magen­by­pass ist eine Tech­nik, bei der durch eine Ver­klei­ne­rung des Magens eine Restrik­ti­on der Nah­rungs­auf­nah­me erzeugt wer­den soll. Zusätz­lich wird auch hier die Darm­pas­sa­ge ver­kürzt, sodass es auch eine mal­ab­sorp­ti­ve Kom­po­nen­te gibt. Rela­tiv gefürch­tet beim R/Y ist das so genann­te Dum­ping-Syn­drom, die Übel­keit nach dem Kon­sum von Süß­wa­ren. Die Gewichts­re­duk­ti­on ist wohl bei vie­len Pati­en­ten schnel­ler und grö­ßer als beim Magen­band, aller­dings gibt es auch Berich­te über Pati­en­ten, die wie beim Magen­band nach meh­re­ren Jah­ren wie­der leicht an Gewicht zuneh­men – in der Regel 5–10 % des ver­lo­re­nen Gewich­tes, dies gilt für alle OP-Ver­fah­ren mit Aus­nah­me des BPD.

Wie bei allen adi­po­si­tas­chir­ur­gi­schen Maß­nah­men müs­sen lebens­lang Vit­ami­ne, Spu­ren­ele­men­te und Eiweiß zuge­führt wer­den.

Bili­o­pan­krea­ti­sche Diver­si­on mit Duo­den­als­witch (BPD-DS)

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Die bili­o­pan­krea­ti­sche Tei­lung (eng­lisch bili­o­pan­crea­tic diver­si­on) mit Duo­den­als­witch ergänzt die durch chir­ur­gi­sche Bil­dung eines Schlauch­ma­gens bewirk­te Magen­ver­klei­ne­rung mit einer Dünn­darm­aus­schal­tung. Hier­zu wird der Zwölf­fin­ger­darm (das Duo­den­um) hin­ter dem Magen­pfört­ner ver­schlos­sen und ein kur­zer Dünn­darm­an­teil hin­ter dem Magen­pfört­ner mit dem Magen­rest ver­bun­den. Der die Ver­dau­ungs­säf­te trans­por­tie­ren­de Dünn­darm­teil wird an wei­ter ent­fern­ter Stel­le mit dem den Nah­rungs­brei trans­por­tie­ren­den ver­bun­den, so dass die Resorp­ti­on der Nah­rungs­be­stand­tei­le auf einer nur kur­zen Stre­cke erfolgt. Nach dem Ein­griff kommt es zu einem übel­rie­chen­den Stuhl­gang.[6]

Der duo­de­n­a­le Switch (= duo­de­n­a­le Umstel­lung) basiert auf dem Prin­zip der bili­o­pan­krea­ti­schen Diver­si­on und ist eine Fort­ent­wick­lung die­ser effek­ti­ven Tech­nik. Beim Duo­den­als­witch ist jedoch der Magen­pfört­ner vor­han­den, der ein „Dum­ping“ (Stur­zent­lee­rung von Zucker aus dem Rest­ma­gen mit nach­fol­gen­der Blut­zu­cker­re­gu­la­ti­on und Neben­ef­fek­ten, wie Übel­keit und Schweiß­aus­bruch) ver­hin­dert. Der Duo­den­als­witch ist die Wei­ter­ent­wick­lung des BPD. Die­se Tech­nik ist dem BPD in ihrer Funk­ti­on nicht ganz gleich­wer­tig, besitzt jedoch den Vor­teil, dass der Magen­pfört­ner (Pylo­rus) erhal­ten wer­den kann. Der Schlauch­ma­gen hat ein Volu­men von etwa 80–120 ml.[7] Die Tech­nik wur­de ursprüng­lich von Tom R. DeMees­ter zur Behand­lung des Gal­le­r­e­flu­xes ent­wi­ckelt. Der Duo­den­al­stumpf wird ver­schlos­sen und das post­py­lo­ri­sche Duo­den­um (Zwölf­fin­ger­darm) wird mit dem Ile­um (Teil des Dünn­darms) ver­bun­den. Der soge­nann­te Com­mon Chan­nel beträgt dabei im Gegen­satz zur Bilo­pan­krea­ti­schen Diver­si­on n. Sco­pin­a­ro 100 cm. Im Jahr 1988 hat Dou­glas Hess (Bow­ling Green, Ohio) als ers­ter Chir­urg die Kom­bi­na­ti­on mit dem BPD zur Gewichts­re­duk­ti­on in offe­ner Tech­nik vor­ge­nom­men. Die Ergeb­nis­se bei Gewichts­ver­lust und Lebens­qua­li­tät (Ess­ver­hal­ten) waren über­zeu­gend. Micha­el Gagner (New York, USA) hat die­sen Ein­griff 1999 als ers­ter Chir­urg lapa­ro­sko­pisch durch­ge­führt.

Mal­ab­sorp­ti­ve Ver­fah­ren

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Bili­o­pan­krea­ti­sche Diver­si­on nach Sco­pin­a­ro

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Die­se so genann­te bili­o­pan­krea­ti­sche Tei­lung stellt eine Wei­ter­ent­wick­lung des intesti­na­len Bypas­ses dar und wur­de seit 1976 von Nico­la Sco­pin­a­ro in Genua (Ita­li­en) ent­wi­ckelt, der eine beacht­li­che Pati­en­ten­zahl (ca. 2000) im Lang­zeit­ver­lauf über­blickt. Sie hat eine gewis­se Ähn­lich­keit mit dem Roux-en-Y-Magen­by­pass. Dabei han­delt es sich um eine anspruchs­vol­le und wegen der mög­li­chen Kom­pli­ka­tio­nen nach der Ope­ra­ti­on und im Lang­zeit­ver­lauf poten­ti­ell gefähr­li­che­re, in Bezug auf den Gewichts­ver­lust aber äußerst effek­ti­ve The­ra­pie. Das Prin­zip beruht weni­ger auf einer Nah­rungs­re­strik­ti­on – Magen­ver­klei­ne­rung durch eine dista­le Gast­rek­to­mie – ähn­lich dem Magen­by­pass –, das heißt, die unte­re Magen­teil­ent­fer­nung mit Belas­sen eines Rest­ma­gens, das ein defi­nier­tes Volu­men von 200 bis 250 ml auf­weist – und einer Man­gel­ver­dau­ung. Neu­er­dings wird auch das ver­blei­ben­de Antrum belas­sen. Die Rekon­struk­ti­on der Darm­kon­ti­nui­tät erfolgt durch Ver­bin­dung des Rest­ma­gens mit ca. 200 cm dista­lem (unte­rem) Dünn­darm, was einen raschen Shunt in den unte­ren Dünn­darm (Ile­um) ermög­licht.

Das Hal­ten des Gewich­tes erfolgt durch die bili­o­pan­krea­ti­sche Diver­si­on (Umlei­tung der Ver­dau­ungs­säf­te) über eine per­ma­nen­te, selek­ti­ve Mal­ab­sorp­ti­on (ver­rin­ger­te Auf­nah­me) für Fett und Stär­ke. Dabei wird der pro­xi­ma­le (obe­re), aus­ge­schal­te­te Dünn­darm­an­teil, der sämt­li­che Ver­dau­ungs­fer­men­te aus der Bauch­spei­chel­drü­se und die Gal­le aus der Leber ent­hält, wie­der­um mit dem unte­ren Dünn­darm ver­bun­den, rund 50 cm vor dem Über­gang in den Dick­darm. Der soge­nann­te Com­mon Chan­nel beträgt dabei dann 50 cm. Damit ist die resorp­ti­ve Dünn­darm­flä­che für Fet­te und Stär­ke, die den Ver­dau­ungs­saft aus dem Pan­kre­as und die Gal­len­säu­ren aus der Leber benö­ti­gen, so stark ver­klei­nert, dass nur eine klei­ne Men­ge ver­daut und so in den Kör­per auf­ge­nom­men wer­den kann. Die Eiweiß­auf­nah­me aus dem Darm hin­ge­gen erfährt gering­fü­gi­ge­re Reduk­ti­on und ein­fa­che Zucker­ver­bin­dun­gen wer­den unge­hin­dert auf­ge­nom­men.

Sons­ti­ge Ver­fah­ren

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Magen­schritt­ma­cher

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Ein Magen­schritt­ma­cher ist ein durch eine Bat­te­rie ange­trie­be­ner Impuls­ge­ber, der Strom­im­pul­se über eine mit­tels einer lapa­ro­sko­pisch an der vor­de­ren Magen­wand ange­brach­ten elek­tri­sche Son­de an die Magen­mus­ku­la­tur abgibt, um damit eine lang­sa­me­re oder schnel­le­re Ent­lee­rung des Magens zu errei­chen. Die in die Magen­mus­ku­la­tur ein­ge­brach­te Son­de ist hier­bei über einen Kathe­ter mit der Bat­te­rie ver­bun­den.[8]

Ein moder­nes Magen­schritt­ma­cher­sys­tem besteht aus einem implan­tier­ba­ren Gas­tro­sti­mu­la­tor (IGS) und einem Lei­tungs­draht sowie einem für den Arzt bestimm­ten Pro­gram­mier­ge­rät, Lese­stift und Soft­ware­pa­ket. Der IGS ist unge­fähr so groß wie eine Taschen­uhr (60 × 54 × 10,3 mm) und wiegt 55 g. Der Lei­tungs­draht hat einen Durch­mes­ser von 3 mm und eine Län­ge von 38,5 cm.

Die Indi­ka­tio­nen sind die­sel­ben wie jene zum Magen­band. Ein zu erwar­ten­der Gewichts­ver­lust von maxi­mal 30 Pro­zent lässt den Ein­satz aller­dings bei einem BMI > 45 frag­wür­dig erschei­nen. Das Sys­tem ist sehr teu­er, da kei­ne Kas­se es bezahlt und zum Tausch der Bat­te­rien erneu­te Ope­ra­tio­nen not­wen­dig sind.

Das Stadt­kran­ken­haus Schwa­bach mel­de­te im März 2011, man habe den deutsch­land­weit ers­ten zer­ti­fi­zier­ten Magen­schritt­ma­cher ein­ge­pflanzt.[9]

Der rei­ne Dünn­darm­by­pass, bei dem ledig­lich der Dünn­darm funk­tio­nell ver­kürzt wird und so die Ver­dau­ung der zuge­führ­ten Nah­rung zum Teil ver­hin­dert wer­den soll (Mal­ab­sorp­ti­on), gilt heu­te als über­holt. Die Neben­wir­kun­gen und Kom­pli­ka­tio­nen mit teil­wei­se töd­li­chen Fol­gen waren erheb­lich. Hier­bei gibt es den Jeju­no-Ilea­len Bypass und den Jeju­no-Coli­schen Bypass.

Kos­ten­über­nah­me

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Situa­ti­on in Deutsch­land

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Adi­po­si­tas­chir­ur­gi­sche Ein­grif­fe sind (Stand 2007) nicht im Regel­leis­tungs­ka­ta­log der Gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung (GKV) ent­hal­ten, kön­nen aber als Ein­zel­fall bean­tragt und von der Kas­se finan­ziert wer­den.[10]

Vor­aus­set­zun­gen hier­für ist der Nach­weis über das Aus­schöp­fen der soge­nann­ten kon­ser­va­ti­ven Metho­den zur Gewichts­re­duk­ti­on. Zur aktu­el­len Kos­ten­über­nah­me gehört der Nach­weis zur Teil­nah­me an einem Mul­ti­mo­da­len Kon­zept, wel­ches aus den Fach­ge­bie­ten Psy­cho­lo­gie, Inne­re Medi­zin, Adi­po­si­tas­chir­ur­gie, Ernäh­rungs­be­ra­tung und Bewe­gungs­the­ra­pie über den Zeit­raum von 6 bis 12 Mona­ten gehört. Die­ses Kon­zept gibt es aller­dings nicht fer­tig. Jeder Pati­ent muss sich selbst sei­ne The­ra­peu­ten suchen und eine Ver­knüp­fung derer her­stel­len. Zer­ti­fi­zier­te Adi­po­sit­aszen­tren müs­sen hier bera­tend und ver­mit­telnd tätig wer­den, dazu gehört auch die Unter­stüt­zung von Selbst­hil­fe­grup­pen.

Situa­ti­on in der Schweiz

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Magen­ver­klei­ne­rung Kos­ten­über­nah­me Info­gra­fik Schweiz

In der Schweiz besteht für die Kran­ken­kas­sen Leis­tungs­pflicht für die Ope­ra­ti­ve Adi­po­si­tas­be­hand­lung, jedoch nicht für den Magen­bal­lon.[11]

Vor­aus­set­zun­gen:

  • Body-Mass-Index > 35
  • Eine zwei­jäh­ri­ge adäqua­te Behand­lung des Über­ge­wichts war erfolg­los.
  • Die Richt­li­ni­en der SMOB (Swiss Socie­ty for the Stu­dy of Mor­bid Obe­si­ty and Meta­bo­lic Dis­or­ders) wer­den bei Dia­gno­se und Behand­lung beach­tet.
  • Die Ope­ra­ti­on wird durch­ge­führt in von SMOB aner­kann­tem Zen­trum oder einer fach­lich und tech­nisch ent­spre­chend ein­ge­rich­te­ten Kli­nik.
  • Wenn das Zen­trum nicht von der SMOB aner­kannt ist, so muss der Ver­trau­ens­arzt oder die Ver­trau­ens­ärz­tin zustim­men.

Richt­li­ni­en des SMOB zur Adi­po­si­tas­chir­ur­gie

In den Richt­li­ni­en des SMOBS wird als zusätz­li­che Vor­aus­set­zung ange­se­hen:[12]

  • Schrift­li­che Ver­pflich­tung des Pati­en­ten zur lebens­lan­gen Nach­sor­ge
  • Bei Pati­en­ten über 65 Jah­ren sol­len Risi­ken und Nut­zen beson­ders abge­wo­gen wer­den. Das Alter allei­ne ist aber kein Aus­schluss­kri­te­ri­um.

Es wer­den hier auch ver­schie­de­ne Kon­tra­in­di­ka­tio­nen für die Anwen­dung der Adi­po­si­tas­chir­ur­gie genannt. Hier­zu zäh­len neben kör­per­li­chen Erkran­kun­gen wie Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen und ande­re inne­re Lei­den auch psy­chi­sche Erkran­kun­gen sowie Per­sön­lich­keits­merk­ma­le (man­geln­de Com­pli­ance, man­geln­de Urteils­fä­hig­keit etc.)

Situa­ti­on in Süd­afri­ka

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In Süd­afri­ka gel­ten rund 50 Pro­zent der Men­schen als über­ge­wich­tig. Pri­va­te Kas­sen über­neh­men die Ope­ra­ti­on nicht voll­stän­dig, ande­re Kran­ken­kas­sen den­ken über eine Kos­ten­über­nah­me in Zukunft nach.[13]

Die Nach­sor­ge von Pati­en­ten, die sich einem baria­tri­schen Ein­griff in ande­ren euro­päi­schen Län­dern wie in Groß­bri­tan­ni­en und den Bene­lux-Län­dern unter­zo­gen haben, ist durch unter­schied­li­che orga­ni­sa­to­ri­sche und admi­nis­tra­ti­ve Struk­tu­ren und Ein­rich­tun­gen gut eta­bliert. Dage­gen fin­det die­ser Pro­zess und das Ver­ständ­nis zu deren Not­wen­dig­keit in Deutsch­land erst seit kur­zem statt. Dies ist jedoch umso bedeut­sa­mer, als durch ver­schie­de­ne wis­sen­schaft­li­che Unter­su­chun­gen seit meh­re­ren Jah­ren bekannt ist, dass eine zufrie­den­stel­len­de Gewichts­ab­nah­me durch ope­ra­ti­ve oder nicht-ope­ra­ti­ve Maß­nah­men unter plötz­lich ver­än­der­ten Rah­men­be­din­gun­gen wie psy­chi­scher Belas­tung, Part­ner­ver­lust, Arbeits­lo­sig­keit auch nach meh­re­ren Jah­ren durch die Wie­der­zu­nah­me von Kör­per­ge­wicht zunich­te­ge­macht wer­den kann. Die Wie­der­zu­nah­me von Gewicht kann zu einem ernst­haf­ten Pro­blem für den Betrof­fe­nen wer­den. Die the­ra­peu­ti­sche Kon­se­quenz ist nicht sel­ten mit einer Erwei­te­rung des ope­ra­ti­ven Ver­fah­rens und ver­rin­ger­ter Wahr­schein­lich­keit ver­bun­den, die Fol­gen des ope­ra­ti­ven Ein­grif­fes (wie z. B. beim Magen­band) wei­test­ge­hend rück­gän­gig zu machen. Ver­läss­li­che Anga­ben zu den Aus­wir­kun­gen der ein­zel­nen the­ra­peu­ti­schen Ver­fah­ren sind nötig.

Daher ist eine unbe­ding­te Vor­aus­set­zung bei der Dia­gnos­tik und The­ra­pie der Adi­po­si­tas eine lücken­lo­se, ver­laufs­be­glei­ten­de Doku­men­ta­ti­on der Pati­en­ten­da­ten unter moderns­ten Prä­mis­sen: (1) Daten­über­nah­me aus Pra­xis- oder Kran­ken­haus-Infor­ma­ti­ons-Sys­te­men (PIS bzw. KIS); (2) effi­zi­en­tes Pati­en­ten-Manage­ment durch moder­ne Soft­ware; (3) stan­dar­di­sier­te struk­tu­rier­te Daten­ein­ga­be ins­be­son­de­re von immer wie­der erho­be­nen Ver­laufs­da­ten; (4) indi­vi­du­el­le tabel­la­ri­sche und gra­phi­sche Daten­aus­wer­tun­gen von Pati­en­ten­grup­pen; (5) direk­te Daten­ein­ga­be in oder ver­schlüs­sel­ter Daten­ex­port an die Qua­li­täts­si­che­rungs­stu­die in Mag­de­burg; (6) auto­ma­ti­sier­tes Berichts­we­sen und Schreib­vor­la­gen für die Kran­ken­kas­sen-Anträ­ge.

Zur Nach­sor­ge und Lang­zeit­the­ra­pie gehört mitt­ler­wei­le auch die Bera­tung und Pla­nung der in vie­len Fäl­len erfor­der­li­chen Ope­ra­tio­nen zur Wie­der­her­stel­lung der Kör­per­kon­tur nach einer mas­si­ven Gewichts­re­duk­ti­on. Die Pati­en­ten sol­len z. B. bereits vor einem adi­po­si­tas­chir­ur­gi­schen Ein­griff auf die oft erfor­der­li­chen Fol­ge­ope­ra­tio­nen (post­ba­ria­tri­sche Chir­ur­gie) hin­ge­wie­sen wer­den (sie­he Leit­li­nie).

Adi­po­si­tas­chir­ur­gie – Kri­tik

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Die Adi­po­si­tas­chir­ur­gie ist nach aktu­el­len Stu­di­en eine erfolg­rei­che The­ra­pie­form[14] des krank­haf­ten Über­ge­wich­tes, die aller­dings nicht ohne Kri­tik geblie­ben ist.[15] Letzt­lich müs­sen Pati­ent und Arzt die Risi­ken und Fol­gen des baria­tri­schen Ein­griffs oder des Ver­bleibs in der risi­ko­rei­chen Adi­po­si­tas­er­kran­kung abwä­gen.

Dimen­si­on Chir­ur­gie

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Die meis­ten Maß­nah­men der Adi­po­si­tas­chir­ur­gie sind in aller Regel nicht rück­gän­gig zu machen. Ope­riert wer­den gesun­de Orga­ne: der gesun­de Magen-Darm-Trakt ist nicht Ursa­che des Über­ge­wich­tes. Ope­riert wird im gesun­den Abdo­men, damit ent­ste­hen alle Risi­ken einer Bauch­ope­ra­ti­on (intra­ope­ra­tiv z. B. Ver­let­zung von Nach­bar­or­ga­nen, post­ope­ra­tiv z. B. Naht­in­suf­fi­zi­en­zen oder Lun­gen­ent­zün­dung, Lang­frist­kom­pli­ka­tio­nen wie z. B. Ver­wach­sun­gen).[16] Nach den meis­ten Ope­ra­ti­ons­ver­fah­ren müs­sen ein Leben lang Elek­tro­ly­te, Vit­ami­ne, Eisen und Spu­ren­ele­men­te zusätz­lich zuge­führt wer­den. Zu beden­ken ist auch, dass sich die Resorp­ti­on von Medi­ka­men­ten ver­än­dert.

Dimen­si­on Psy­cho­lo­gie

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Bei aller durch­ge­führ­ten psy­cho­lo­gi­schen Abklä­rung vor der Ope­ra­ti­on auf schwe­re psy­chi­sche Erkran­kun­gen, die die leit­li­ni­en­ge­rech­te Durch­füh­rung einer Ope­ra­ti­on ver­bie­ten, bleibt immer noch der Mensch übrig, der eine Adi­po­si­tas ent­wi­ckelt hat. Die­se Ent­wick­lung des Über­ge­wich­tes hat meist über Jah­re bis Jahr­zehn­te statt­ge­fun­den und oft ist die inad­äqua­te Nah­rungs­auf­nah­me eine Kom­pen­sa­ti­on für gefühl­te oder tat­säch­li­che psy­chisch-see­li­sche Beein­träch­ti­gun­gen oder Ver­let­zun­gen. Die­se Kom­pen­sa­ti­on des Essens wird dem ope­rier­ten Pati­en­ten genom­men.

Ein Leben lang muss auf eine beson­de­re Ernäh­rung geach­tet wer­den, die ope­ra­ti­ons­be­dingt nicht mehr frei wähl­bar ist.

Auch lang­dau­ern­de, qua­li­fi­zier­te psy­cho­lo­gi­sche Nach­sor­ge ist nicht gesi­chert, da die Kran­ken­kas­sen eine der­ar­ti­ge lang­fris­ti­ge The­ra­pie ableh­nen.

Dimen­si­on hor­mo­nel­le Regel­me­cha­nis­men

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Letzt­end­lich noch nicht ver­stan­den sind einer­seits die hor­mo­nel­len Regel­kreis­läu­fe, die zur Ent­wick­lung einer Adi­po­si­tas füh­ren, und ande­rer­seits die lang­fris­ti­gen Fol­gen der Ope­ra­ti­on mit teil­wei­ser Ent­fer­nung neu­ro­na­ler Orga­ne und Unter­bin­dung hor­mo­nel­ler Regu­la­ti­ons­me­cha­nis­men (z. B. Hor­mo­ne der pan­krea­ti­schen Insel­zel­len, Pep­tid­hor­mo­ne des Magen- und Darm­trak­tes).

Dimen­si­on Dia­be­to­lo­gie

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Vie­le ope­rier­te Pati­en­ten sind Dia­be­ti­ker, deren Blut­zu­cker­wer­te sich nach der Ope­ra­ti­on erheb­lich ver­bes­sern bis hin zu einem schein­bar nor­ma­len Blut­zu­cker­stoff­wech­sel. Zumin­dest vor­über­ge­hend schaf­fen die Chir­ur­gen damit wesent­lich bes­se­re Behand­lungs­er­geb­nis­se des Dia­be­tes mel­li­tus als Dia­be­to­lo­gen. Eine Hei­lung des Dia­be­tes mel­li­tus aber konn­te in Stu­di­en nicht gezeigt wer­den. Nach Jah­ren kommt es häu­fig zu einem Rezi­div der dia­be­ti­schen Stoff­wech­sel­la­ge. Lang­fris­ti­ge Stu­di­en feh­len bis­her. Es sind auch noch kei­ne Stu­di­en ver­öf­fent­licht wor­den, die Kon­troll­grup­pen mit ein­be­zo­gen haben.

Dimen­si­on Osteo­po­ro­se

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Baria­tri­sche Ope­ra­tio­nen gehen mit einem erhöh­ten Risi­ko für osteo­po­ro­ti­sche Frak­tu­ren ein­her. Ursäch­lich wird hier­bei z. B. die Reduk­ti­on der Cal­ci­um-Auf­nah­me sowie die Effek­te der deut­li­chen Abnah­me des Kör­per­ge­wich­tes gese­hen. Aus die­sem Grund emp­fiehlt die aktu­el­le DVO-Leit­li­nie im Ein­zel­fall eine Osteo­po­ro­se-Basi­dia­gnos­tik bereits bei prä­me­no­pau­sa­len Frau­en und beim Mann vor dem 50. Lebens­jahr.[17]

  • Mar­tin Büsing u. a.: Schlauch­ma­gen­bil­dung in der Behand­lung der mor­bi­den Adi­po­si­tas-Stu­di­en­ergeb­nis­se und ers­te Erfah­run­gen mit der trans­va­gi­na­len Hybrid-NOTES-Tech­nik. In: Der Chir­urg. Band 82, Num­mer 8, S. 675–683, 2011
  • Rudolf Wei­ner: Neue Chan­cen bei Adi­po­si­tas – Magen­band – Magen­by­pass – Magen­schritt­ma­cher. Tri­as Ver­lag, 2002, ISBN 3–8304-3049–3.
  • Rudolf Wei­ner u. a.: Adi­po­si­tas­chir­ur­gie – Indi­ka­ti­on und The­ra­pie­ver­fah­ren. UNI-MED Ver­lag, Bre­men 2006, ISBN 3–89599-958‑X.
  • Emma­nu­el Hell, Karl Mil­ler: Mor­bi­de Adi­po­si­tas. Kli­nik und chir­ur­gi­sche The­ra­pie. Eco­med 2002, ISBN 3–609-20181–9.
  • Anna Maria Wolf: Chir­ur­gi­sche Optio­nen bei mas­si­ver Adi­po­si­tas. Adi­po­si­tas­Spek­trum, Aus­ga­be 02/2006, ISSN 1861–7093
  • Mar­tin Büsing u. a.: Initi­al Expe­ri­ence with Trans­va­gi­nal Slee­ve Gastrec­to­my for Mor­bid Obe­si­ty by N.O.T.E.S.-First Expe­ri­ence in Euro­pe. In: Obe­si­ty Sur­gery. Band 19, 2009, S. 1055.
  • Jörn Chris­ti­an Hal­ter u. a.: Die lapa­ro­sko­pi­sche Magen­band­an­la­ge als ambu­lan­te Ope­ra­ti­on. In: CHAZ. Band 11, Num­mer 4, 2010, S. 224.
  • Tim C. Wer­ner: Finan­zie­rung der Adi­po­si­tas­chir­ur­gie: Antrag, Wider­spruch und Kla­ge. In: Obe­si­ty Facts. Band 4, 2011, S. 50–54.
  • Richard Dai­ke­l­er, Götz Use, Syl­ke Waibel: Dia­be­tes. Evi­denz­ba­sier­te Dia­gno­sik und The­ra­pie. 10. Auf­la­ge. Kit­tel­ta­schen­buch, Sins­heim 2015, ISBN 978–3‑00–050903‑2, S. 123–127 (Adi­po­si­tas­chir­ur­gie).

Ein­zel­nach­wei­se

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  1. Leit­li­nie für die Chir­ur­gie der Adi­po­si­tas. Arbeits­ge­mein­schaft der Wis­sen­schaft­li­chen Medi­zi­ni­schen Fach­ge­sell­schaf­ten e. V. (AWMF), 2018, abge­ru­fen am 7. August 2019. 
  2. Deut­sche Gesell­schaft für All­ge­mein- und Vis­ze­ral­chir­ur­gie e. V. (DGAV). Deut­sche Gesell­schaft für All­ge­mein- und Vis­ze­ral­chir­ur­gie e. V., abge­ru­fen am 25. Dezem­ber 2011. 
  3. Deut­sche Gesell­schaft für All­ge­mein- und Vis­ze­ral­chir­ur­gie e. V. (DGAV). Dgav.de, abge­ru­fen am 19. August 2010. 
  4. For­men der Adi­po­si­tas­chir­ur­gie: Magen­bal­lon. Abge­ru­fen am 30. Okto­ber 2007. 
  5. Durch­schnitt­li­che Kos­ten ver­schie­de­ner For­men der Adi­po­si­tas­chir­ur­gie. Abge­ru­fen am 30. Okto­ber 2007. 
  6. Richard Dai­ke­l­er u. a.: Dia­be­tes. Evi­denz­ba­sier­te Dia­gno­sik und The­ra­pie. 2915, S. 125 f.
  7. Pati­en­ten­in­for­ma­ti­on zu anti­dia­be­ti­schen Ope­ra­tio­nen. In: k‑plus.de. Archi­viert vom .mw-par­ser-out­put .dewiki-iconexternal>a{background-position:center right;background-repeat:no-repeat}body.skin-minerva .mw-par­ser-out­put .dewiki-iconexternal>a{background-image:url(“https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a4/OOjs_UI_icon_external-link-ltr-progressive.svg”)!important;background-size:10px;padding-right:13px!important}body.skin-timeless .mw-par­ser-out­put .dewiki-iconexternal>a,body.skin-monobook .mw-par­ser-out­put .dewiki-iconexternal>a{background-image:url(“https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/30/MediaWiki_external_link_icon.svg”)!important;padding-right:13px!important}body.skin-vector .mw-par­ser-out­put .dewiki-iconexternal>a{background-image:url(“https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/96/Link-external-small-ltr-progressive.svg”)!important;background-size:0.857em;padding-right:1em!important}Ori­gi­nal am 22. Juni 2010; abge­ru­fen am 18. Febru­ar 2014. 
  8. Richard Dai­ke­l­er, Götz Use, Syl­ke Waibel: Dia­be­tes. Evi­denz­ba­sier­te Dia­gno­sik und The­ra­pie. 10. Auf­la­ge. Kit­tel­ta­schen­buch, Sins­heim 2015, ISBN 978–3‑00–050903‑2, S. 126.
  9. .mw-par­ser-out­put .webarchiv-memento{color:var(–color-base,#202122)!important}Neu­ar­ti­ger Magen­schritt­ma­cher hilft Adi­po­si­tas-Pati­en­ten beim dau­er­haf­ten Abneh­men. (Memen­to vom 21. Juni 2011 im Inter­net Archi­ve)
  10. Urteil des Bun­des­so­zi­al­ge­richts vom 19. Febru­ar 2003, B 1 KR 1/02 R. Lumrix.de, 19. Febru­ar 2003, archi­viert vom Ori­gi­nal am 27. Sep­tem­ber 2007; abge­ru­fen am 19. Juni 2016. 
  11. Ver­ord­nung des EDI über Leis­tun­gen in der obli­ga­to­ri­schen Kran­ken­pfle­ge­ver­si­che­rung, Anhang 1, 1.1 All­ge­mein Chir­ur­gie. Das Eid­ge­nös­si­sche Depar­te­ment des Innern(EDI), 3. August 2017, abge­ru­fen am 24. August 2017. 
  12. Richt­li­ni­en zur ope­ra­ti­ven Behand­lung von Über­ge­wicht. Swiss Socie­ty for the Stu­dy of Mor­bid Obe­si­ty and Meta­bo­lic Dis­or­ders, 1. Janu­ar 2014, archi­viert vom Ori­gi­nal am 25. August 2017; abge­ru­fen am 24. August 2017. 
  13. “The Sun­day Times”-Autorin Shan­ti­ni Naidoo: Baria­tri­sche Chir­ur­gie in Süd­afri­ka: Schlank durch Ope­ra­tio­nen. In: Spie­gel Online. 27. Okto­ber 2018 (spiegel.de [abge­ru­fen am 27. Okto­ber 2018]). 
  14. R.Singhal : Role of lapa­ro­sco­pic adjus­ta­ble gas­tric ban­ding in the tre­at­ment of obe­si­ty and rela­ted dis­or­ders; Bri­tish Jour­nal of Dia­be­tes & Vas­cu­lar Dise­a­se May/June 2009 vol. 9 no. 3 131–133
  15. Wie aus Chir­ur­gen die neu­en Dia­be­to­lo­gen wer­den, Aulinger,B., Rohrer, S., Dia­be­tes-Con­gress Report Dezem­ber 2011, Kon­gress­be­richt 71. Jah­res­ta­gung der ADA 2011
  16. Chir­ur­gi­sche The­ra­pie der Adi­po­si­tas: Mor­ta­li­tät inner­halb von sechs Jah­ren nicht gesenkt In: Deut­sches Ärz­te­blatt, 21. Okto­ber 2011. Abge­ru­fen am 25. Febru­ar 2012 
  17. 4. Risi­ko­fak­to­ren für ver­te­bra­le und Schen­kel­hals­frak­tu­ren | DVO Leit­li­nie Osteo­po­ro­se 2023. Abge­ru­fen am 23. Juli 2024 (deutsch). 
source: https://de.wikipedia.org/wiki/Adipositaschirurgie

(Wiki­pe­dia) Unter Adi­po­si­tas­chir­ur­gie oder baria­tri­scher Chir­ur­gie ver­steht man chir­ur­gi­sche Maß­nah­men (meta­bo­lisch-baria­tri­sche Ope­ra­tio­nen) zur Behand­lung der Adi­po­si­tas. Sie ist ein Spe­zi­al­ge­biet der Vis­ze­ral­chir­ur­gie und beschäf­tigt sich mit der chir­ur­gi­schen Ver­än­de­rung des Magen-Darm-Trak­tes. Ziel ist es, Men­schen mit krank­haf­tem Über­ge­wicht, bei denen her­kömm­li­che Maß­nah­men zur Gewichts­re­duk­ti­on nicht erfolg­reich waren, bei der Gewichts­ab­nah­me zu unter­stüt­zen. Sie stellt medi­zi­nisch das inva­sivs­te Mit­tel dar, um gegen krank­haf­tes Über­ge­wicht und des­sen Fol­ge­er­kran­kun­gen vor­zu­ge­hen. Nach einer adi­po­si­tas­chir­ur­gi­schen Ope­ra­ti­on muss der Betrof­fe­ne sich auf eine spe­zi­el­le, aus­ge­wo­ge­ne Ernäh­rung umstel­len. Durch die Gewichts­re­duk­ti­on kann eine deut­li­che Ver­bes­se­rung des all­ge­mei­nen Gesund­heits­zu­stan­des ein­tre­ten, da vie­le Fol­ge­er­kran­kun­gen eben­falls güns­tig beein­flusst wer­den.
Die­ser Text basiert auf dem Arti­kel Adi­po­si­tas­chir­ur­gie aus der frei­en Enzy­klo­pä­die Wiki­pe­dia und steht unter der Lizenz Crea­ti­ve Com­mons CC-BY-SA 3.0 Unpor­ted (Kurz­fas­sung). In der Wiki­pe­dia ist eine Lis­te der Autoren ver­füg­bar.