War­um iFas­ten heil­sam ist – Hor­me­sis und die Heil­wir­kung klei­ner Rei­ze

Fas­ten för­dert unse­re Gesund­heit. Das ist eigent­lich alles, was Pati­en­ten und Ärz­te wis­sen brau­chen. Den­noch wird die wis­sen­schaft­li­che Neu­gier geweckt, wie denn ein vom Prin­zip her so “unge­sun­der” Reiz – also Nah­rungs­ver­zicht – der­art vor­teil­haf­te Effek­te haben kann. Auch Prof. Dr. Mark P. Matt­son, Chef des US-Bun­des­in­sti­tuts für Alters­for­schung in Bal­ti­more und einer der renom­mier­tes­ten Inter­vall-Fas­ten­for­scher lässt die Fra­ge nicht locker. Sei­ne For­schungs­er­geb­nis­se zei­gen zum Bei­spiel, dass iFas­ten nicht nur erheb­lich die Lebens­er­war­tung von Lebe­we­sen stei­gert, son­dern auch viel­fäl­ti­ge Repa­ra­turme­cha­nis­men bei Ner­ven­schä­den im Gehirn (Demenz, Alz­hei­mer-Krank­heit) sti­mu­liert [1].

Zur Erklä­rung die­ser Effek­te greift Matt­son auf eine Auf­fas­sung zurück, die bereits der mit­tel­al­ter­li­che Arzt, Alche­mist und Phi­lo­soph Para­cel­sus (1493–1541) for­mu­liert hat: “Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist” (“Dosis facit venen­um”). Die über­ra­gen­de Bedeu­tung nied­ri­ger Arz­nei­mit­tel-Dosie­run­gen bei der Hei­lung von Krank­hei­ten beschrieb eini­ge Jahr­hun­der­te spä­ter der Begrün­der der Homöo­pa­thie, der Arzt und Apo­the­ker Samu­el Hah­ne­mann (1755–1843) als er die homöo­pa­thi­sche “Poten­zie­rung” ent­wi­ckel­te. Das ist ein stu­fen­wei­se-rhyth­mi­sches Ver­dün­nungs­ver­fah­ren, bei dem oft­mals vom Aus­gangs­stoff eines Arz­nei­mit­tels nur noch gerings­te Spu­ren übrig­blei­ben. Der in Bonn leh­ren­de Phy­sio­lo­ge Prof. Dr. Edu­ard Fried­rich Wil­helm Pflü­ger (1829–1910) for­mu­lier­te schließ­lich sein “Grund­ge­setz”: “Klei­ne Rei­ze regen die Lebens­tä­tig­keit an, mit­tel­star­ke kön­nen sie hem­men und sehr star­ke heben sie auf”.

Die­ses Pflüger’sche Grund­ge­setz, auch als “Hor­me­sis” bezeich­net, beschreibt exakt die heil­sa­men Effek­te des iFas­tens, so Matt­son [2]. In hoher, anhal­ten­der “Dosie­rung” ist Fas­ten ohne Fra­ge irgend­wann töd­lich. In klei­nen Dosie­run­gen hin­ge­gen “regt es die Lebens­tä­tig­keit” an. Matt­son hat in sei­nen wis­sen­schaft­li­chen Ver­öf­fent­li­chun­gen dem Zeit­geist ent­spre­chend den älte­ren Begriff “Reiz” gegen den Begriff “Stres­sor” aus­ge­tauscht.

Anwen­der des iFas­tens sind idea­le Ver­suchs­per­so­nen zur Erfor­schung der Fas­ten-Hor­me­sis, weil sie indi­vi­du­ell mit dem Stres­sor Nah­rungs­ver­zicht umge­hen. Eini­ge – hof­fent­lich Sie alle! – fas­ten nur ein­mal pro Woche und dann für 24 Stun­den am Stück. Sie vari­ie­ren viel­leicht den Fas­ten-Wochen­tag, Sie ver­än­dern Ihre Akti­vi­tä­ten indi­vi­du­ell oder pro­bie­ren ver­schie­de­ne Ernäh­rungs­mög­lich­kei­ten an den übri­gen Wochen­ta­gen aus. Ande­re Men­schen fas­ten meh­re­re Tage die Woche, beim medi­zi­ni­schen Heil­fas­ten sogar meh­re­re Wochen. Wie­der ande­re Men­schen wol­len nur 12 Stun­den fas­ten (Fra­gen hier­zu errei­chen uns tat­säch­lich immer wie­der). Obwohl die Wirk­sam­keit sol­ches Ultra-Kurz­fas­tens nicht über­zeu­gend belegt ist – dann wäre ja schon die Ess­pau­se zwi­schen zwei Mahl­zei­ten eine Fas­ten-Pha­se! -, kann 12stündiger Nah­rungs­ver­zicht im Ein­zel­fall bereits einen Heil­reiz set­zen. Also: Blei­ben Sie dabei, wenn es Ihnen gut tut. Und berich­ten Sie bei Gele­gen­heit, wie Ihre indi­vi­du­el­le Umset­zung des iFas­tens aus­sieht.

Autor
• Rai­ner H. Buben­zer, Gesund­heits­be­ra­ter, Ber­lin, Mai 2014.
wei­te­re Infos
• Mehr Infor­ma­tio­nen im iFas­ten­buch von Mario Hirsch­ler und Rai­ner Buben­zer (Bestel­lung).
Quel­len
[1] Maro­si K, Matt­son MP: BDNF media­tes adap­ti­ve brain and body respon­ses to ener­ge­tic chal­lenges. Trends Endo­cri­nol Metab. 2014 Feb;25(2):89–98.
[2] Matt­son MP: Die­ta­ry fac­tors, hor­me­sis and health. Age­ing Res Rev. 2008 Jan;7(1):43–8.