Ziel: Es sollte die Prävalenz der Darmfunktionsstörung bei halbseitig gelähmten, hemiplegischen Patienten und ihre Beziehung zur Stelle der neurologischen Läsion, der physischen Immobilisierung und der Pharmakotherapie beurteilt werden.
Methoden: Neunzig aufeinanderfolgende hemiplegische Patienten und 81 aufeinanderfolgende orthopädische Patienten wurden während der physischen motorischen Rehabilitation im selben Zeitraum, im selben Zentrum und bei der gleichen Diät untersucht. Alle Probanden wurden >= 3 Mo nach ihrer Verletzung mit einem Fragebogen interviewt, der das Stuhlgangsverhalten vor der Verletzung und zum Zeitpunkt des Interviews erfasste. Die Mobilität der Patienten wurde mittels Adapted Patient Evaluation Conference System bewertet. Für die Medikamentenanalyse wurden Nitrate, Inhibitoren des angiogenen konvertierenden Enzyms (ACE), Kalziumantagonisten, Antikoagulantien, Antithrombosen, Antidepressiva sowie Antiepileptika berücksichtigt.
Chronische Verstopfung häufig nach Unfällen mit Nervenschädigungen
Ergebnisse: Die Mobilitätswerte waren in beiden Gruppen ähnlich. Eine de novo-Verstopfung (OR = 5,36) war ein häufiges Ergebnis des neurologischen Unfalls. Hemiplegiker zeigten ein erhöhtes Risiko für anstrengenden Stuhlgang (OR: 4,33), einen reduzierten Entleergungsdrang (OR: 4,13), das Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung (OR: 3,69) und die Verwendung von Abführmitteln (OR: 3,75). Das logistische Regressionsmodell zeigte, dass Verstopfung signifikant und unabhängig mit Hemiplegie assoziiert war. Es wurde ein positiver Zusammenhang zwischen Verstopfung und dem Einsatz von Nitraten und Antithrombose in beiden Gruppen gefunden. Verstopfung war nicht mit der Lokalisierung der Hirnverletzung verbunden.
Schlussfolgerung: Chronische Verstopfung ist eine mögliche Folge von zerebrovaskulären Unfällen, die bei 30% der neurologisch stabilisierten hemiplegischen Patienten auftreten. Der Beginn nach einem zerebrovaskulären Unfall scheint unabhängig von der verletzten Gehirnhälfte zu sein und steht in keinem Zusammenhang mit der körperlichen Inaktivität. Die pharmakologische Behandlung mit Nitraten und Antithrombose kann einen unabhängigen Risikofaktor für die Entwicklung einer chronischen Verstopfung darstellen.
Autoren
• F Bracci1, D Badiali, P Pezzotti, G Scivoletto, U Fuoco, L Di Lucente, A Petrelli, E Corazziari.
1Dipartimento Scienze Cliniche (2(0) Cl. Medica), Policlinico “Umberto I” V.le del Policlinico 155, Rome 00161, Italy. [email protected].
Quelle
• Bracci F, Badiali D, Pezzotti P, Scivoletto G, Fuoco U, Di Lucente L, Petrelli A, Corazziari E: Chronic constipation in hemiplegic patients. World J Gastroenterol. 2007 Aug 07;13(29):3967–72 (Kurzfassung(en): DOI 10.3748/wjg.v13.i29.3967 | PMID).
Bildnachweis
• Eberhard Grossgasteiger (unsplash.com, 38_XHFO6ycI).
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