Über­ge­wicht, Zucker­krank­heit und Darm­flo­ra: Eine erwei­ter­te Hygie­nehy­po­the­se?

Adipositas - ÜbergewichtDer Zusam­men­hang zwi­schen Darm­mi­kro­bi­om (Darm­flo­ra) und Ener­gie­ho­möo­sta­se und Ent­zün­dung und ihre Rol­le in der Patho­ge­ne­se von mit Über­ge­wicht zusam­men­hän­gen­den Stö­run­gen wird zuneh­mend erkannt. Tie­ri­sche Model­le der Adi­po­si­tas ver­bin­den eine ver­än­der­te Mikro­bi­om-Zusam­men­set­zung mit der Ent­wick­lung von Adi­po­si­tas, Insu­lin­re­sis­tenz und Dia­be­tes im Wirt über ver­schie­de­ne Mecha­nis­men: erhöh­te Ener­gie­ge­win­nung aus der Nah­rung, ver­än­der­ter Fett­säu­re­stoff­wech­sel und ‑zusam­men­set­zung im Fett­ge­we­be und in der Leber, Modu­la­ti­on der Sekre­ti­on des Darm­pep­tids YY und des glu­kagon­ar­ti­gen Pep­tids (GLP)-1, Akti­vie­rung der Toll-like-Rezep­tor-4-Ach­se des Lipo­po­lys­ac­cha­rids und Modu­la­ti­on der intesti­na­len Bar­rie­re-Inte­gri­tät durch GLP‑2.

Ent­schei­dend für die Mani­pu­la­ti­on des Darm­mi­kro­bi­oms ist das Ver­ständ­nis der Mecha­nis­men, die die Zusam­men­set­zung der Darm­flo­ra regu­lie­ren. Meh­re­re Fak­to­ren prä­gen die Darm­mi­kro­flo­ra wäh­rend des Säug­lings­al­ters: Art der Ent­bin­dung, Art der Säug­lings­er­näh­rung, Kran­ken­haus­auf­ent­halt und Früh­ge­burt. Dar­über hin­aus wird die Schlüs­sel­be­deu­tung des Anti­bio­ti­ka-Ein­sat­zes und der Nähr­stoff­zu­sam­men­set­zung in der Nah­rung zuneh­mend erkannt.

Die Rol­le der west­li­chen Ernäh­rung bei der För­de­rung eines ‘adi­pö­sen Darm­mi­kro­bi­oms’ wird bei den Pro­ban­den immer öfter bestä­tigt. Nach ermu­ti­gen­den Ergeb­nis­sen bei Tie­ren zeig­ten meh­re­re ran­do­mi­sier­te kon­trol­lier­te Kurz­zeit­stu­di­en den Nut­zen von Prä­bio­ti­ka und Pro­bio­ti­ka für die Insu­lin­sen­si­ti­vi­tät, Ent­zün­dungs­mar­ker, post­pran­dia­le Inkre­ti­ne und Glu­ko­se­to­le­ranz.

Zukünf­ti­ge For­schungs­ar­bei­ten sind erfor­der­lich, um die hor­mo­nel­len, immun­mo­du­la­to­ri­schen und meta­bo­li­schen Mecha­nis­men zu ent­schlüs­seln, die den Inter­ak­tio­nen zwi­schen Darm­bak­te­ri­um und Darm­bak­te­ri­um sowie zwi­schen Darm­flo­ra und Wirt zugrun­de lie­gen, sowie die spe­zi­fi­schen Gene, die den gesund­heit­li­chen Nut­zen von Pro­bio­ti­ka bestim­men.

In Erwar­tung wei­te­rer ran­do­mi­sier­ter Stu­di­en, die die lang­fris­ti­ge Sicher­heit und den Nut­zen in Bezug auf kli­ni­sche End­punk­te bewer­ten, kann ein gesun­der Lebens­stil – ein­schließ­lich der Lak­ta­ti­on der Brust, der ange­mes­se­nen Ver­wen­dung von Anti­bio­ti­ka und der Ver­mei­dung einer über­mä­ßi­gen Auf­nah­me von Fett über die Nah­rung – eine freund­li­ches Darm­mi­kro­bi­oms gewähr­leis­ten und die Prä­ven­ti­on und Behand­lung von Stoff­wech­sel­stö­run­gen posi­tiv beein­flus­sen.

Autoren
• Gio­van­ni Mus­so1, Rober­to Gam­bi­no, Mau­ri­zio Cas­sader.
1Gra­de­ni­go Hos­pi­tal, Turin, Ita­ly. [email protected]
Quel­len
Mus­so G, Gam­bi­no R, Cas­sader M: Obe­si­ty, dia­be­tes, and gut micro­bio­ta: the hygie­ne hypo­the­sis expan­ded? Dia­be­tes Care. 2010 Oct;33(10):2277–84 (Kurz­fas­sun­gen: DOI | PMID).
Bild­nach­weis
• Fat Lad At The Back (unsplash.com, l_aec9v-tt0).
wei­te­re Infos
Modu­la­ti­on der Darm­flo­ra durch Nähr­stof­fe mit prä­bio­ti­schen Eigen­schaf­ten: Fol­gen für die Gesund­heit des Wirts im Zusam­men­hang mit Adi­po­si­tas und meta­bo­li­schem Syn­drom
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