Lexikon

Mela­to­nin

(n) Mela­to­nin ist ein →Hor­mon, das von der Zir­bel­drü­se (Epi­phy­se) aus­ge­schüt­tet wird. Es kommt beim Men­schen und den meis­ten Wir­bel­tie­ren vor. Mela­to­nin kon­trol­liert bio­lo­gi­sche Rhyth­men, unter ande­rem den mensch­li­chen Wach-Schlaf-Rhyth­mus. Mit anstei­gen­dem Lebens­al­ter nimmt die im Orga­nis­mus befind­li­che Mela­to­nin­men­ge ab – ein Hin­weis auf die Ursa­che von Schlaf­stö­run­gen gera­de bei älte­ren Men­schen. Die nah­rungs­er­gän­zen­de Zufuhr von Mela­to­nin kann ins­be­son­de­re Alters­be­schwer­den vor­beu­gen und Schlaf­stö­run­gen güns­tig beein­flus­sen.

  • Zir­bel­drü­se: Die bin­de­ge­web­ig ein­ge­kap­sel­te Epi­phy­se (Cor­pus pinea­le), auch Zir­bel­drü­se genannt, befin­det sich an der Rück­sei­te des Zwi­schen­hirns. Sie ent­wi­ckelt sich wäh­rend der Embryo­nal­zeit und den ers­ten Kind­heits­jah­ren. Im 7. Lebens­jahr hat sie Erb­sen­grö­ße erreicht und ihr Wachs­tum ist been­det. Danach lagern sich ein Leben lang Mine­ral­teil­chen an ihr ab.
  • Mela­ton­in­stoff­wech­sel: Der Orga­nis­mus pro­du­ziert Mela­to­nin unter Ver­wen­dung der Ami­no­säu­re →Tryp­top­han und des Ner­ven­bo­ten­stof­fes (→Neu­ro­trans­mit­ter) →Sero­to­nin. Mela­to­nin regu­liert bio­lo­gi­sche Rhyth­men bei Mensch und Tier, bei­spiels­wei­se die Zyklen von Wach- und Schlaf­pha­sen, Brut­ver­hal­ten oder den Wech­sel des Feder­kleids bei Vögeln. Beim Men­schen setzt die Zir­bel­drü­se dann Mela­to­nin frei, wenn die Augen Dun­kel­heit wahr­neh­men. Mela­to­nin berei­tet den Orga­nis­mus auf die nächt­li­che Ruhe­pha­se vor.
  • Mela­to­nin­wir­kun­gen: Die wis­sen­schaft­li­che For­schung hat sich bis­lang beson­ders auf die Zeit­ge­ber­rol­le von Mela­to­nin kon­zen­triert, die schlaf­an­sto­ßen­de Wir­kung und die regu­lie­ren­de Wir­kung auf gestör­te bio­lo­gi­sche Kör­per­rhyth­men etwa bei Schicht­ar­bei­tern. Dar­über hin­aus gibt es jedoch zahl­rei­che Hin­wei­se dar­auf, dass Mela­to­nin zu zahl­rei­chen wei­te­ren güns­ti­gen Effek­ten führt: Mela­to­nin wirkt krebs­vor­beu­gend, schützt vor alters­be­ding­ten Beschwer­den und Erkran­kun­gen, wirkt anti­oxi­da­tiv und beein­flusst die Sexu­al­funk­tio­nen, die Frucht­bar­keit und die Abwehr­fä­hig­keit güns­tig.

    Schlaf­stö­run­gen:
    Men­schen mit Schlaf­stö­run­gen und alle älte­ren Men­schen haben in der Regel zu wenig Mela­to­nin im Blut. Zahl­rei­che Stu­di­en haben nach­ge­wie­sen, dass durch Mela­to­nin­zu­fuhr Ein­schlaf- und Durch­schlaf­stö­run­gen erfolg­reich behan­delt wer­den kön­nen. Mela­to­nin führt nicht wie che­misch-syn­the­ti­sche Schlaf­mit­tel zu einem Benom­men­heits­ge­fühl am nächs­ten Tag. Auch Schlaf­stö­run­gen bei Blin­den und Men­schen, die Herz­mit­tel (Beta­blo­cker) oder Beru­hi­gungs­mit­tel (etwa Ben­zo­dia­ze­pi­ne) ein­neh­men, las­sen sich mit Mela­to­nin güns­tig beein­flus­sen.

    Jet­lag:
    Eine Stu­die mit Flug­per­so­nal zeig­te, dass die 5‑tägige Ein­nah­me von 3–5 mg Mela­to­nin nach der Ankunft am Ziel­flug­ha­fen Jet­lag­be­schwer­den wirk­sam min­dert.

    Alter:
    Offen­sicht­lich ist Mela­to­nin eine Sub­stanz, die vor­zei­ti­gem Altern vor­beugt. Dies beruht vor allem dar­auf, dass Mela­to­nin schäd­li­che kör­per­ei­ge­ne Stoff­wech­sel­pro­duk­te (freie Sau­er­stoff­ra­di­ka­le) neu­tra­li­sie­ren kann und dop­pelt so stark zell­schüt­zend (anti­oxi­da­tiv) wirk­sam ist wie Vit­amin E. Da Mela­to­nin in allen Kör­per­zel­len vor­kommt, wird ange­nom­men, dass die lebens­ver­län­gern­de Wirk­sam­keit von Mela­to­nin auf die­se anti­oxi­da­tive Akti­vi­tät zurück­geht.

    Prä­men­struel­les Syn­drom (PMS):
    Frau­en, die beson­ders stark an prä­men­struel­len Beschwer­den lei­den, pro­fi­tie­ren von einer zusätz­li­chen Mela­to­nin­zu­fuhr.

    Krebs:
    Stu­di­en­ergeb­nis­se wei­sen dar­auf hin, dass nied­ri­ge Blut­kon­zen­tra­tio­nen von Mela­to­nin mit einer erhöh­ten Krebs­an­fäl­lig­keit ver­bun­den sind. Bis­her konn­te man mit Mela­to­nin bei zahl­rei­chen Tumor­er­kran­kun­gen (Brust‑, Prostata‑, Leber‑, Nie­ren­krebs und bös­ar­ti­gem Lun­gen­krebs) das Wachs­tum von Krebs­zel­len erfolg­reich hem­men.