Mikrobiom. Lebenswichtiges Getümmel im Darm

Mikrobiom und Superorganismus Mensch

Neue Wege in der medizinischen Forschung erweisen sich meist als holprig und enden nicht selten in einer Sackgasse. Atemberaubend ist dagegen das Tempo, das die Mikrobiomforscher vorlegen. Sie haben sich der Entschlüsselung mikrobieller Ökosysteme verschrieben, die sich auf der Haut und in den Körperhöhlen eingerichtet haben.

Die Mikrobiomforschung hat sich im Tempo eines wissenschaftlichen Senkrechtstarters etabliert. Die neue Forschungsrichtung lässt bislang ungeahnte Zusammenhänge in der Steuerung des menschlichen Körpers erkennen.

Diese (neue) Perspektive unterscheidet sich fundamental von dem aus der Infektionsmedizin stammenden Blickwinkel, in dem der Darm als Kampfplatz von Erregern betrachtet wird und pathogene Eindringlinge mit Antiinfektiva beseitigt werden. Beim bisherigen Vorgehen sind – wie bei allen „Kampfhandlungen“ – ökologische Kollateralschäden nicht zu vermeiden. So führt beispielsweise eine aggressive Antibiotikatherapie häufig zu einer Infektion mit Clostridium difficile, einem hoch pathogenen Erreger. Hat sich dieser einmal in seiner ökologischen Nische im Dickdarm etabliert, ist er kaum zu beseitigen.

Autor
• Hermann Feldmeier1.
1Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Campus Benjamin Franklin, Charité Universitätsmedizin, Hindenburgdamm 27, 12203 Berlin.
Quelle
Feldmeier H: Mikrobiom. Lebenswichtiges Getümmel im Darm. PZ. 19.11.2012;47 (Volltext).
Bildnachweis
• vrx123 (fotolia.com, 169640048).
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