Lexikon

Kör­per­zu­sam­men­set­zung

(f) Der Kör­per setzt sich aus Zell­mas­se, extra­zel­lu­lä­rem Gewe­be und →Fett zusam­men. Die Zell­mas­se ist akti­ves Gewe­be und ver­ant­wort­lich für alle phy­sio­lo­gi­schen Funk­tio­nen des Kör­pers. Das extra­zel­lu­lä­re Gewe­be ist tra­gen­des und ver­sor­gen­des Gewe­be der akti­ven Zell­mas­se; es besteht aus extra­zel­lu­lä­rer Flüs­sig­keit (Lym­phe und Blut­plas­ma). Fett ist haupt­säch­lich als Depot­fett unter der Haut und um die inne­ren Orga­ne loka­li­siert. Im gesun­den Kör­per kann die Zell­mas­se bis zu 55 % des Kör­per­ge­wichts betra­gen, extra­zel­lu­lä­res Gewe­be bis zu 30 % und Depot­fett ca. 15 %. Die Bestim­mung der Kör­per­zu­sam­men­set­zung ist vor allem im Hin­blick auf die kar­dio­vas­ku­lä­ren Risi­ko­fak­to­ren von Bedeu­tung, da für die Ent­ste­hung einer →KHK nicht das →Kör­per­ge­wicht allein, son­dern der Anteil an →Fett­ge­we­be und die →Kör­per­fett­ver­tei­lung ent­schei­dend ist. Die direk­te Ana­ly­se der Kör­per­zu­sam­men­set­zung ist aller­dings nur über die che­mi­sche Ana­ly­se von Lei­chen bzw. Tier­ka­da­vern mög­lich. Man setzt daher indi­rek­te Ver­fah­ren ein, um die Kör­per­zu­sam­men­set­zung zu bestim­men. In den letz­ten Jah­ren haben sich ver­schie­de­ne Model­le der Kör­per­zu­sam­men­set­zung ent­wi­ckelt Abb. 25 . Metho­den zur Bestim­mung der Kör­per­zu­sam­men­set­zung sind: anthro­po­me­tri­sche Mes­sun­gen (→Tail­len-Hüf­te-Umfang, →Haut­fal­ten­di­cke­mes­sung), Dich­te­mes­sung (→Den­si­to­me­trie), Impe­danz­mes­sung (→bio­elek­tri­sche Impe­danz­ana­ly­se), →dua­le Pho­to­nen­ab­sorp­ti­ons­me­trie (→DPA) bzw. Dual-Ener­gy-X-Ray-Absorp­tio­me­try (DXA), →Iso­to­pen­ver­dün­nungs­me­tho­den (→Ganz­kör­per­was­ser, →Ganz­kör­per­ka­li­um), In-vivo-Neu­tro­nen­ak­ti­vie­rungs­ana­ly­se (IVNAA), →Infra­rot­spek­tro­me­trie, →Ultra­schall, →Com­pu­ter- und →Kern­spin­to­mo­gra­phie. Die drei am häu­figs­ten ein­ge­setz­ten Metho­den sind im Fol­gen­den kurz beschrie­ben:

  • Mes­sung der Haut­fal­ten­di­cke: Hier wird von einem 2‑Kom­par­ti­ment-Modell der Kör­per­zu­sam­men­set­zung aus­ge­gan­gen. Es wird zwi­schen der Fett­mas­se (FM) und der fett­frei­en Mas­se (FFM) unter­schie­den. Die →Haut­fal­ten­di­cke­mes­sung führt man übli­cher­wei­se mit einem →Cali­per bei der ste­hen­den Per­son an 4 bis 5 Mess­punk­ten an der domi­nan­ten Kör­per­sei­te durch (Bizeps, Tri­zeps, sub­s­ka­pu­lär, suprai­li­a­kal, Abdo­men, Ober­schen­kel).
  • Bio­elek­tri­sche Impe­danz­ana­ly­se (BIA): Sie beruht auf der Mes­sung des elek­tri­schen Wider­stan­des (Impe­danz), den ein Kör­per einem elek­tri­schen Strom ent­ge­gen­setzt. Es wird von einem 3‑Kom­par­ti­ment-Modell des mensch­li­chen Kör­pers aus­ge­gan­gen: Fett­mas­se, Zell­mas­se und Mas­se außer­halb der Zel­le (Zell­mas­se plus Mas­se außer­halb der Zel­le bil­den die Mager­mas­se). Die Mes­sung wird an der domi­nan­ten Kör­per­sei­te durch­ge­führt. Es wer­den je zwei Elek­tro­den an Hand und Fuß plat­ziert. Bei der Aus­wer­tung der Mess­ergeb­nis­se, d.h. der Umrech­nung der erhal­te­nen Resis­tenz- und Reak­tanz­wer­te in →Fett­mas­se, →fett­freie Mas­se und →Gesamt­kör­per­was­ser, benutzt man For­meln, die neben den Mess­wer­ten das Kör­per­ge­wicht, die Kör­per­grö­ße, das Geschlecht und teil­wei­se das Alter der Ver­suchs­per­son berück­sich­ti­gen. Für Pro­ban­den mit stark abwei­chen­der Was­ser­ver­tei­lung, wie stark über- oder unter­ge­wich­ti­ge Per­so­nen, Kin­der und Senio­ren, benö­tigt man spe­zi­fi­sche For­meln. Andern­falls kann es zu unlo­gi­schen Ergeb­nis­sen kom­men. Um die Zell­mas­se und die Was­ser­ver­tei­lung zwi­schen intra- und extra­zel­lu­lä­rem Raum erfas­sen zu kön­nen, ent­wi­ckel­te man Gerä­te mit unter­schied­li­chen Fre­quenz­be­rei­chen, da bei nied­ri­gen Fre­quen­zen der Strom über­wie­gend im extra­zel­lu­lä­ren Raum und bei hohen Fre­quen­zen im intra­zel­lu­lä­ren Raum gelei­tet wird. Die BIA ist die am häu­figs­ten ange­wen­de­te Metho­de zur Bestim­mung der Kör­per­zu­sam­men­set­zung.
  • Die →Infra­rot­spek­to­me­trie, auch als Infra­rot-Reflek­ti­ons­mes­sung (IR) oder Infra­rot-Inter­ac­tance-Mes­sung bezeich­net, wur­de ursprüng­lich zur Unter­su­chung von Getrei­de und Fleisch ent­wi­ckelt. Sie beruht auf dem Prin­zip, dass Sub­stan­zen die Infra­rot­strah­lung unter­schied­lich absor­bie­ren. Das Absorp­ti­ons­ma­xi­mum von Fett liegt bei einer Q‑Wellenlänge von 930 nm, das Absorp­ti­ons­ma­xi­mum von Was­ser bei 970 nm. Eine Licht­quel­le sen­det mono­chro­ma­ti­sches Licht mit zwei ver­schie­de­nen Wel­len­län­gen aus. Ein Teil der Strah­lung wird vom Kör­per absor­biert, ein Teil reflek­tiert und ana­ly­siert. Auf­grund der gerin­gen Ein­dring­tie­fe des Infra­rot­strah­les (1 bis max. 4 cm) ist eine exak­te Erfas­sung des Fett­ge­we­bes kaum vor­stell­bar. Aus die­sem Grund wird die­se Metho­de zur Erfas­sung der Kör­per­zu­sam­men­set­zung übli­cher­wei­se nicht emp­foh­len.

Vor- bzw. Nach­tei­le die­ser drei Unter­su­chungs­me­tho­den sind in der Tab. 20 dar­ge­stellt.


 Fetus (20.–25. Gest. Woche)Früh­ge­bo­re­nesNeu­ge­bo­re­nesKind (4–5 Jah­re)Erwach­se­ner Mann
Kör­per­ge­wicht (kg)0,301,503,5014,0070,00
Fett (g/kg)5,0035,00160,00160,00160,00
Was­ser (g/kg)880,00830,00700,00630,00600,00
Zusam­men­set­zung der fett­frei­en Kör­per­mas­se:
Was­ser (g/kg)880,00850,00820,00695,00720,00
Total N (g/kg)15,0019,0023,0038,2034,00
Na (g/kg)2,302,301,881,841,84
K (g/kg)1,681,952,072,542,70
Cl (g/kg)2,691,941,771,56
Ca (g/kg)4,207,009,6021,1022,40
Mg (g/kg)0,180,240,260,360,50
P (g/kg)3,003,805,6010,5012,00
Fe (mg/kg)58,0074,0094,0064,2074,00
Cu (mg/kg)3,004,005,003,302,00
Zn (mg/kg)20,0020,0020,0022,3030,00

Tab. 19  Zusam­men­set­zung des Kör­pers (Bie­sal­ski und Grimm, Thie­me Ver­lag 1999).


Abb. 25 Über­sicht über die ver­schie­de­nen Tech­ni­ken, die zur Abschät­zung der Kör­per­zu­sam­men­set­zung benutzt wer­den und die Bezie­hun­gen, die sie zuein­an­der haben.